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Wasserbau Kanton Bern Damit die Fische nicht im Trockenen landen

Wasserbauer erproben neue Wege, um in renaturierten Flussläufen genügend geeignete Lebensräume für Fische zu schaffen.

In der renaturierten Emme im Bereich Altisberg, an der Kantonsgrenze Bern-Solothurn, liegen Baumstämme, fest verankert in Fliessrichtung. Darunter konnten sich Tiefwasserstellen bilden, überlebenswichtig für Fische. Wenn die Temperaturen im Sommer steigen und die Wassermenge zurückgeht, sind solche Stellen im Flusslauf unerlässlich.

Verankerter Baumstamm im Fluss.
Legende: Neben und unter dem fest im Flussgrund verankerten Baumstamm bildeten sich Tiefwasserstellen – sogenannte Kolke. Michael Sahli/SRF

Ähnliche Eingriffe sind in der Nähe im Emme-Abschnitt Urtenesumpf geplant. Da, in einem Naturschutzgebiet, soll sich der Fluss künftig seinen Weg in einem verbreiterten Flussbett selber suchen können und bei Hochwasser auch mal das angrenzende Land überschwemmen.

Mann steht im Fluss
Legende: Olivier Hartmann vom bernischen Fischereiinspektorat steht in der begradigten Emme, deren Renaturierung noch bevorsteht. Michael Sahli/SRF

An mehreren Stellen setzen die Wasserbauer hier sogenannte Log Jams ein. Das sind grosse Holzinseln, aus dem Wasser ragen die mächtigen Wurzelstöcke. Mit dem Stamm voran werden die Bäume im Flussbecken verankert. Diese Methode ist neu für Flüsse in der Schweiz – die Idee wurde aus den USA importiert.

Holz im Wasser gefalle den Fischen, sagt Olivier Hartmann vom bernischen Fischereiinspektorat. In dem Sinn seien die Massnahmen eine Art «Dienstleistung am Fisch».

Zeichnung eines Flusses im Querschnitt
Legende: So baut man Holz beim Wasserbau ein, um Fischen ideale Lebensräume zu schaffen. Emch + Berger AG, D. Rochat

Den Fischern gefallen diese Eingriffe zugunsten der Wasserlebewesen grundsätzlich. Jedoch erachten sie die Bemühungen des Kantons Bern als nicht ausreichend. «Das Klima verändert sich. Die Zeit drängt», sagt Adrian Aeschlimann vom Schweizerischen Kompetenzzentrum Fischerei, er ist auch Geschäftsführer des Bernisch Kantonalen Fischereiverbands.

Zudem befürchtet er, dass bei Renaturierungsprojekten zu wenig auf schattige Stellen geachtet wird. Wenn sich im breiteren Fluss das Wasser mehr verteilt, kann es schnell warm werden.

Das brauche Zeit, sagt Stefan Studer, Leiter des bernischen Tiefbauamts. «Die Flächen müssen nach Renaturierungen von der Vegetation neu besiedelt werden.» Zum Vorwurf, der Kanton Bern mache zu wenig vorwärts bei den Anliegen der Fische, respektive der Fischer, sagt Studer: «Wir müssen Lösungen finden, die allen Interessen gerecht werden.» Nebst der Fischerei gehe es zum Beispiel auch um den Wald, den Trinkwasser- und den Hochwasserschutz.

(SRF 1, Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 17:30 Uhr; sahm;haee)

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