Am 14. Dezember 2014 wurde das Haus der Religionen in Bern eröffnet. Genau fünf Jahre später hat der Geschäftsführer David Leutwyler dort seinen letzten Arbeitstag. Er wechselt auf Anfang Jahr zum Kanton Bern und wird dort Beauftragter für kirchliche und religiöse Angelegenheiten. Das Ende im Haus der Religionen bereitet ihm Bauchschmerzen.
SRF News: Ihre Zeit im Haus der Religionen ist sehr bald vorbei. Was macht das mit Ihnen?
David Leutwyler: Ich versuchte es lange von mir fernzuhalten, aber jetzt spüre ich langsam ein Magenbrennen.
Abschiedsschmerz?
Ja, wahrscheinlich äussert er sich so bei mir. Das war hier für mich schon mehr als nur ein Job.
Als Sie erstmals von dieser Idee gehört haben, acht Religionen unter einem Dach zu vereinen, was haben Sie damals gedacht?
Mich faszinierte die Idee, dass man einen Ort schaffen will, wo man mit Leuten ins Gespräch kommt, welche ganz unterschiedliche kulturelle Perspektiven und eine ganz andere Geschichte haben. Diese Ziele waren sehr visionär.
Nach fünf Jahren: Wurden die Ziele erreicht?
Das ist nicht ein Prozess, wo man ein Häkchen setzen kann. Aber beim Lernprozess, dank dem man mehr voneinander weiss, dank dem man sich austauscht, da ist viel passiert. Man findet immer wieder Lösungen zwischenmenschlicher Natur, aber immer wieder auch bei grösseren strukturellen Fragen.
Wo gab es Konflikte?
Überall. Oft wegen ganz praktischen Dingen. Kürzlich war an einem Sonntagmorgen die grosse Moschee offen. Gleichzeitig fand ein äthiopisch orthodoxer Gottesdienst im Kirchenraum statt. Das heisst, die Türen der Moschee waren offen und der gemeinsame Bereich war mit Teppichen ausgelegt, weil es sonst zu wenig Platz gehabt hätte. Die arabischen Suren und die orthodoxen Gesänge vermischten sich. Da merkten wir, das müssen wir nächstes Mal besser koordinieren.
Bringen solche Reibungen auch Chancen?
Selbstverständlich. Der Austausch ist sehr befruchtend. Das ist das Geniale an einem Haus. Ein Haus ist etwas Praktisches, es ist nicht eine Theorie. Es geht nicht darum nur Texte zu vergleichen. Man muss zusammen auskommen wie in einer Wohngemeinschaft. Das bringt so viele spannende Fragen, wo wir voneinander lernen können. Oft passieren solche Entwicklungsschritte aus der Praxis heraus.
Wie sehen Sie die Zukunft des Hauses?
Ich schaue sehr optimistisch in die Zukunft. Wir haben eine tolle Nachfolgerin gefunden und es gibt hier wirklich tolle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Finanziell haben wir aber Sorgen. Ich weiss nicht, ob der Betrieb auf diesem Niveau gehalten werden kann.
Das Gespräch führte Matthias von Wartburg.