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Wegen Mobbingvorwürfen ETH Zürich will Professorin entlassen

  • Die ETH Zürich hat beim ETH-Rat die Entlassung einer Professorin des ehemaligen Instituts für Astronomie beantragt.
  • Dies, obwohl die Professorenkommission von einer Entlassung abrät.
  • Die Hochschule räumt ein, dass sie als Institution Fehler gemacht hat beim Bewältigen verschiedener Fälle von Machtmissbrauch.
  • Sie entschuldigt sich bei den Betroffenen. Und sie ergreift Massnahmen, um solche Fälle künftig zu vermeiden.
  • In den vergangenen Monaten haben an der ETH verschiedene Fälle von Mobbing und sexueller Belästigung für Aufregung gesorgt.

Die ETH Zürich habe als Institution Fehler gemacht, sagte Joel Mesot, der neue ETH-Präsident am Donnerstag vor den Medien. Under entschuldigte sich bei allen, die von Machtmissbrauch betroffen waren.

Die Hochschule beantragt beim ETH-Rat die Entlassung einer Professorin am ehemaligen Institut für Astronomie. Ihr wird vorgeworfen, ihre Macht gegenüber Doktorierenden ausgenutzt zu haben.

Neu zwei Betreuungspersonen für Doktorierende

Die ETH will die Frau entlassen, obwohl die einberufene Kommission dies aus juristischen Gründen nicht empfiehlt. Gleichzeitig hält die Kommission fest, dass die Vorwürfe an die Frau weitgehend zutreffen, dass sie keine Einsicht zeigt und dass sie eigentlich nie mehr Doktorierende betreuen dürfe.

Um solche Fälle von Machtmissbrauch in Zukunft zu verhindern, trifft die ETH verschiedene Massnahmen. Vor allem die Betreuung von Doktorierenden soll verbessert werden. Um ihre strukturell bedingte Abhängigkeit zu verringern, sollen sie künftig von mindesten zwei Personen betreut werden.

Ausserdem sind regelmässige Feedbackrunden geplant, ein «Leadership-Programm» für Professorinnen und Professoren und der Umgang mit Beschwerden wird neu geregelt.

Kulturwandel braucht Zeit

Bei Studierendenvertretern kommen die geplanten Neuerungen gut an. Lewin Könemann, Präsident des Verbandes der Studierenden an der ETH, sagt gegenüber Radio SRF: «Die ETH-Leitung hat klar gemacht, dass dieses Thema hohe Priorität hat.» Die neuen Kurse und die Zweitbetreuung findet Könemann sinnvoll.

Allerdings geht er davon aus, dass eine neue Führungskultur sich nicht von heute auf morgen einstelle: «Es wird Jahre oder Jahrzehnte dauern, bis diese Massnahmen in die letzten Winkel der Hochschule vorgedrungen sind.»

Ähnlich klingt es bei Martin Roszkowski, Präsident des Verbandes des Mittelbaus an der ETH: «Dass die Betreuung an Bedeutung gewonnen hat, ist wichtig für uns.» Auch glaubt Roszkowski an den guten Willen des neuen ETH-Präsidenten Mesot. Aber auch für ihn ist klar: «Man kann noch so viel planen. Wenn diue Massnahmen von den Professorinnen und Professoren nicht mitgetragen werden, ändert sich nichts.»

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