Kaum war der Lockdown beschlossen, klingelte auf der Redaktion der Neuen Fricktaler Zeitung pausenlos das Telefon. «Inserate und Werbekampagnen wurden storniert - vom Morgen früh bis am Abend spät», sagt der Chefredaktor und Verleger der Fricktaler Zeitung, Walter Herzog. Die Umsatzeinbusse sei gross: über 60 Prozent. Ein schwerer Schlag, denn die Werbeeinnahmen sind für viele lokale Zeitungen eine wichtige Einnahmequelle.
Chefredaktor verteilt Zeitungen selbst
Auch die Gundeldinger Zeitung spürt die Krise. So gab der Verleger der 90-jährigen Zeitung, Thomas Weber, eine Märzausgabe mit nur gerade zwölf Seiten heraus: «Eine solch dünne Gundeldinger Zeitung gab es in den letzten siebzig Jahren nie», sagt er. Für all seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter musste er Kurzarbeit beantragen. Jetzt arbeitet er noch als einziger für die Gundeldinger Zeitung. Gemeinsam mit seiner Frau trägt er sogar die Zeitung selbst aus, kümmert sich um die wenigen Inserate und sucht Lösungen in der schwierigen Lage. Seit kurzem veröffentlicht zum Beispiel das Basler Stadtoriginal Minu eine Kolumne in der Gundeldinger Zeitung. Kreativität sei gefordert, sagt Thomas Weber.
Ewig kann es so nicht weitergehen.
Auch beim Allschwiler Wochenblatt oder dem Muttenzer Anzeiger ging die Zahl der Inserate dramatisch zurück: 90 Prozent weniger Inserate in der ersten Woche nach dem Lockdown. «Wir brauchen unsere Reserven auf, nur so können wir die Zeitung trotzdem publizieren. Ewig kann das nicht weitergehen», sagt Stefan Rüdisüli, Geschäftsführer des Reinhardt-Verlags, dem viele Lokalzeitungen gehören. In der Krise ein Verlustgeschäft. Und dieses Geschäft wird sich auch nach der akuten Krise nicht so schnell ändern, glaubt er.
Bisher musste keine der angefragten Redaktionen Angestellte entlassen, allerdings nur dank Kurzarbeit. Neben all den finanziellen Sorgen, gäbe es jedoch auch schöne Momente, sagt Verleger Thomas Weber: «Die Solidarität gegenüber unserer Zeitung ist riesig». Leserinnen, Leser, aber auch Inserenten würden die Lokalzeitung loben und die Arbeit der Journalistinnen und Journalisten in dieser Krise schätzen.