Die Basler Verkehrsbetriebe BVB müssen bis in ein paar Jahren ihre gesamte Busflotte auf Elektrobusse umstellen. Das hat das Basler Parlament, der Grosse Rat, schon vor einiger Zeit entschieden. Noch immer fahren bei der BVB aber Dieselbusse aus den neunziger Jahren und diese wollte die BVB jetzt ersetzen.
Gemäss Recherchen des «Regionaljournal Basel» von Radio SRF liegt die entsprechende Vorlage schon seit Monaten bei den zuständigen Amtsstellen, doch unterdessen ist diese auf Chefebene angelangt und nun harzt es plötzlich.
Das Problem sind nicht etwa die Busse selbst oder der hohe Preis für Elektro-Busse, das Problem liegt überraschend ganz woanders: Bei der Garage. Für die neuen E-Busse braucht die BVB nämlich ein neues Gebäude, in dem sie diese Busse nicht nur über Nacht abstellen, sondern gleichzeitig auch aufladen kann.
Schon vor einiger Zeit gab die BVB bekannt, dass deshalb die bestehende Garage «Rank» abgerissen und neu gebaut werden soll. Bis es soweit ist, dauert es aber noch Jahre und für diese Übergangszeit haben die BVB lange nach einer Zwischenlösung mit Starkstromanschluss gesucht.
Das Problem schien schon gelöst
Vor ein paar Monaten glaubten die Verantwortlichen dann endlich fündig geworden zu sein: Die Messehalle 3, beim Musical-Theater schien der ideale Ort zu sein. Die Halle gehört seit Anfang Jahr dem Kanton, noch hat sie aber die Vorbesitzerin, die MCH Group bis 2025 gemietet.
Dort, bei der MCH Group rannte die BVB offene Türen ein. Denn die Halle ist schlecht ausgelastet, die BVB als Dauermieterin wäre da für die finanziell angeschlagen Messe hoch willkommen. Nur noch sporadisch finden in der Halle 3 Veranstaltungen statt und während der Herbstmesse sind Stände und Bahnen einquartiert. Die Herbstmesse müsste also weichen und genau das sorgt jetzt für Diskussionen, wie die MCH-Group auf Anfrage bestätigt. Im Klartext: Es ist noch nicht entschieden, ob die BVB mit ihrem Busdepot die Herbstmesse verdrängen kann oder nicht.
Das hätten die Verantwortlichen ja schon von Anfang an wissen können und nicht erst jetzt.
Für SP-Grossrat und Verkehrspolitiker Jörg Vitelli kommt diese Kehrtwende überraschend: «Das Thema Messehalle 3 war auf einem guten Weg, dass die Herbstmesse da rein spielt, das hätten die Verantwortlichen ja schon von Anfang an wissen können und nicht erst jetzt.»
Beim Kanton schweigen alle
Überall spielt der Kanton mit: Er ist Eigner der ausgelagerten BVB, er ist aber auch Hallenbesitzer und Veranstalter der Herbstmesse. Zum Nutzungskonflikt wollte sich beim Kanton aber niemand äussern - weder das Bau- und Verkehrsdepartement, noch Immobilien Basel-Stadt, noch die Herbstmesse-Abteilung. Auch die BVB schweigt. Die Diskussionen seien noch nicht abgeschlossen, so die Begründung.
Und so redet nur der Vertreter der Schausteller und Markthändler, Oskar Herzig. Die Halle drei sei bei den Schaustellern sowieso noch nie beliebt gewesen, sagt er. Sie sei zu weit vom Rest der Herbstmesse entfernt. Deshalb würden die Marktfahrer auch nicht an dieser Halle hängen. Allerdings müsse ein Ersatz her und da kommt für ihn nur die beste und modernste Halle der Messe in Frage: «Steht die Halle 3 für die Herbstmesse nicht mehr zur Verfügung, gibt es nur eine einzige Alternative: die Halle 1.»
Die Halle 1 ist die neuste Halle der MCH, gebaut von den Basler Stararchitekten Herzog und de Meuron. Bei der MCH Group sei man durchaus offen für diese Idee, sagt Sprecher Christian Jecker. Entscheiden müsste aber auch hier wieder der Kanton als Veranstalter der Herbstmesse.
Kanton möchte rasch Wohnungen bauen
Nach Informationen des Regionaljournals gibt es neben der Herbstmesse noch einen zweiten Stolperstein: Der Kanton hat bereits angekündigt, dass man an Stelle der Halle 3 in ein paar Jahren Wohnungen bauen will. Die BVB würde die Zwischenlösung aber voraussichtlich länger brauche. Wenn die Halle 3 also zum Busdepot umfunktioniert würde, dann würde sich der Spatenstich für diese neuen Wohnungen um ein bis zwei Jahre verzögern.
Dabei dränge die Zeit für die Elektrobusse, sagt Verkehrspolitiker Jörg Vitelli. Denn entscheide sich die Regierung nicht noch diesen Monat für eine Umnutzung der Messehalle als Busdepot, werde sich die Beschaffung um mindestens ein halbes Jahr verzögern. Denn gleichzeitig wird auch noch das Parlament neu gewählt und all die neu zusammengesetzten Kommissionen müssten sich erst in die Thematik einarbeiten. Die BVB müsse aber jetzt ihre alten Busse aus den 1990er-Jahren dringend ausrangieren und ersetzen, sonst würden Unterhalt und Reparaturen immer teurer. Vor allem aber drohe die Beschaffung von Elektrobussen ganz abzustürzen: Denn zum Busdepot in der Messehalle sehe er keine Alternative.
Wenn die BVB aber kein Busdepot mit Ladestationen für Elektro-Busse als Zwischenlösung einrichten könne, dann müssten sie im schlimmsten Fall trotz allem wieder Dieselbusse kaufen. Dies obwohl das Parlament beschlossen hat, dass die Busflotte bis 2027 zu 100 Prozent auf Elektrobusse umgestellt sein müsse.