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Weltrekordhalter Marc Hauser Fallschirmspringen und Höhenangst, wie passt das zusammen?

Der Jetstream ist einer der stärksten natürlichen Winde auf der Welt. Als erster Mensch überhaupt ist es dem Berner Marc Hauser 2018 gelungen, mit seinem Fallschirm aus 7400 Meter Höhe in den Jetstream zu springen. Bereits 2012 hatte er einen Weltrekord aufgestellt: Bei einem Fallschirmsprung in Spanien erreichte er 2012 eine Geschwindigkeit von 304 Kilometern pro Stunde – so schnell war vor ihm noch niemand geflogen.

Marc Hauser

Weltrekordhalter und Motivationsredner

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Marc Hauser (*1971) ist ausgebildeter Lehrer und Inhaber einer Kommunikationsagentur. Zusammen mit BBC World News drehte er einen Film über seinen zweiten Rekordsprung. Er tritt als Redner auf der ganzen Welt auf.

Hauser lebt mit seinen zwei Töchtern in Bern.

SRF News: Was fasziniert Sie am Fliegen?

Marc Hauser: Ich habe schon als Kind vom Fliegen geträumt. Ich bin in einem Hochhaus aufgewachsen und habe Vögel beobachtet, die mit ganz kleinen Flügeln vorwärts fliegen konnten. Ich hätte mir vorstellen können, so zum Kindergarten zu fliegen. Zum Glück hat mich da meine Höhenangst gerettet.

Sie haben Höhenangst und wagen sich trotzdem mit Ihrem Fallschirm in die Höhe. Weshalb?

Wahrscheinlich gerade deshalb. Ich habe immer das Gefühl, ich muss mich ein bisschen überwinden. Vor einem Flug sehe ich mich in der Fantasie auch immer herunterfallen, mit dem ganzen Szenario der Rettungsflugwacht und der Einlieferung ins Spital. Das hilft nicht gerade.

Vor einem Flug sehe ich mich in meiner Fantasie immer herunterfallen.

Aber wenn ich mich exponiere, dann wartet dort ein wunderschönes Erlebnis, ein richtiges Glücksgefühl. Dieses Gefühl kann man ja auch im Alltag erleben. Ich hatte beispielsweise noch nie den Mut, in der Stadt Gitarre zu spielen und zu singen. Das gehört für mich zu den mutigsten Dingen überhaupt.

Sie versuchen, möglichst schnell zu fliegen. Wie funktioniert das?

Die normalen Fallschirmspringer fallen auf direktem Weg zum Boden und spreizen ihre Arme und Beine erst kurz bevor sie den Schirm öffnen. Das mache ich schon von Anfang an. So gelingt es mir, schräg auf den Boden zuzufliegen. Es ist erstaunlich, wie weit man so fliegen kann: Mit einem Sprung aus 4000 Metern kann ich etwa drei Kilometer weit vorwärts fliegen.

Sie sagen, dass Sie in der Höhe nicht nur den Adrenalinkick suchen, sondern auch eine Mission verfolgen. Welche?

In der Höhe gibt es Winde, die unglaublich stark sind. Ich glaube daran, dass man diese Winde für unsere Erde nutzen kann. Das wäre viel effizienter, als Energie beispielsweise aus dem Boden zu holen. In der Schweiz gibt es schon verschiedene Startups dazu. Und ich glaube, es braucht Personen, welche diese neuen Wege aufzeigen.

Sie haben zwei erwachsene Töchter. Was sagen sie dazu, wenn ihr Vater in der Luft ist?

Sie sind heilfroh, wenn ich jeweils wieder am Boden bin. Ich habe ihnen auch versprochen, dass ich nun für eine gewisse Zeit am Boden bleibe. Ich habe mich entschieden, das Medium zu wechseln und mich auf das Wasser zu konzentrieren. Dort werde ich als Filmproduzent aber eher im Hintergrund wirken.

Das Gespräch führte Leonie Marti.

Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 17:30 Uhr ; 

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