Zum Inhalt springen

15 Jahre Google Schweiz «Google.ch hat die Schweizer Onlinelandschaft umgepflügt»

Vor genau 15 Jahren hat sich Google in der Schweiz niedergelassen – und ist seither stark gewachsen. Mehr als 3000 Leute arbeiten mittlerweile für das US-Unternehmen in der Schweiz. Und Google will noch grösser werden. Doch was auf den ersten Blick aussieht wie eine reine Erfolgsgeschichte, hat auch ihre Schattenseiten, wie SRF-Medienredaktor Salvador Atasoy erklärt.

Salvador Atasoy

Medienredaktor

Personen-Box aufklappen Personen-Box zuklappen

Salvador Atasoy arbeitet seit 2013 als Moderator und Redaktor für SRF 4 News und die SRF Medienredaktion – er verantwortet zudem den SRF Medientalk. Der Soziologe promovierte mit einer Arbeit zu journalistischer Qualität und war zuvor unter anderem für das ZDF, die «Sonntagszeitung» oder die «FAZ» tätig.

SRF News: Was hat sich in den letzten 15 Jahren für uns verändert?

Salvador Atasoy: Auf den ersten Blick nicht viel. Google Schweiz ist für die Öffentlichkeit nicht gross sichtbar. Aber hinter den Kulissen hat sich eine Menge getan. Google dominiert etwa den Schweizer Online-Werbemarkt. Man geht davon aus, dass drei von vier ausgegebenen Franken direkt an Google gehen. In anderen Worten: google.ch hat die Schweizer Onlinelandschaft richtiggehend umgepflügt. Alle brauchen heute Google.

Für die Schweizer Medien ist Google also ein Problem?

Das hört man oft, aber es stimmt nicht ganz. Ein paar Zahlen: Der Schweizer Werbemarkt für Radio, TV und Presse hat heute noch ein geschätztes Volumen von zwei Milliarden Franken, Tendenz sinkend. Online hat heute ein geschätztes Volumen von etwas mehr als zwei Milliarden Franken, Tendenz zunehmend.

Wer mit Online zu tun hat, kommt nicht mehr an Google vorbei.

Online ist heute der wichtigste Werbemarkt der Schweiz. Da dieser Bereich für alle – nicht nur für die Verlage – wichtiger und grösser wird, wird auch Google immer mächtiger. Wer mit Online zu tun hat, kommt nicht mehr an Google vorbei. Das gilt für Politikerinnen, Werbeunternehmer und Journalistinnen.

In anderen Worten: Google ist heute auch ein dringendes Politikum.

Richtig. Erstens dürfte Google in der Schweiz mehr als eine Milliarde Franken Umsatz machen. Konkrete Zahlen hält das Unternehmen unter Verschluss. Das Geld fliesst direkt in die USA und die Schweiz muss zuschauen.

Zweitens hat Google eine enorme Marktmacht. Es stellt selber keine Inhalte her, präsentiert diese aber und Algorithmen entscheiden, wer was in welcher Reihenfolge sieht. Wie diese Algorithmen aufgebaut sind, ist sehr intransparent. Darum gibt es immer mal wieder regulatorische Diskussionen im Parlament. Passiert ist bisher aber eben genau gar nichts.

Was passiert in den nächsten Jahren?

Stand jetzt geht diese Entwicklung so weiter. Der Onlinemarkt wird wachsen; das schwächt vor allem die Schweizer Medienprodukte, die immer noch Mühe haben, Geld zu verdienen. Die klassische Desktop-Werbung ist 2018 bei den grossen Schweizer Verlagen zum ersten Mal nicht mehr oder nur noch schwach gewachsen. Google wiederum hat enorm viel Geld – 2018 machte die Mutterfirma Alphabet mehr als 30 Milliarden Dollar Reingewinn. Und mit diesem Geld geht man jedes Jahr auf Einkaufstour. Die Marktmacht dürfte also auch in der Schweiz weiter zunehmen.

Das Gespräch führte Claudia Weber.

Meistgelesene Artikel