Mit einem symbolischen Marsch zum Scheidegraben – er trennt das Oberland vom Unterland – hat das Fürstentum Liechtenstein ein Jubiläumsjahr eröffnet: Das Ländle feiert sein 300-jähriges Bestehen. Bis heute wird der Kleinstaat als Monarchie geführt. Politisch geschickte Entscheide und die Agilität des Fürstentums haben zu seiner wirtschaftlichen Erfolgsgeschichte beigetragen.
Von offenen Grenzen abhängig
Als ressourcenarmer Kleinstaat ist das Fürstenland stark auf offene Grenzen angewiesen. Mit der Schweiz ist der freie Warenverkehr seit 1924 über einen Zollvertrag gesichert. Anders als die Schweiz ist die Alpenmonarchie 1992 dem Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) beigetreten.
Ein wichtiger Schritt, der das Wirtschaftswachstum stark vorangetrieben habe, sagt Christian Frommelt, Direktor des Liechtenstein-Instituts. «Nach dem EWR-Beitritt ist unsere Volkswirtschaft um durchschnittlich sieben Prozent pro Jahr gewachsen.»
Tiefe Steuern beflügeln
Der EWR-Beitritt erfolgte ohne eine Übernahme der Personenfreizügigkeit. Ein Privileg, das es den Liechtensteinern erlaubt, ihre restriktive Einwanderungspolitik aufrechtzuerhalten. Ausschlaggebend für den Beitritt sei zudem gewesen, dass dieser dem Zollvertrag mit der Schweiz nicht im Weg stand, sagt Frommelt. Für das Ländle ergeben sich so Vorteile aus der Verbandelung mit beiden Wirtschaftsräumen. Dies sei sehr wichtig für den Wirtschaftsstandort Liechtenstein, sagt Frommelt.
Zur Attraktivität des Wirtschaftsstandorts trägt auch das liberale Steuersystem bei. Die Steuern sind tief. Das freut ansässige Unternehmer. Vierzig Prozent der Wertschöpfung Liechtensteins wurden 2014 in Industrie und Gewerbe erzielt. Nur noch ein kleiner Teil der Wertschöpfung entfällt im ehemaligen Agrarstaat auf die Landwirtschaft.
Job-Wunder Liechtenstein
In Liechtenstein gibt es fast genauso viele Arbeitsplätze wie Einwohner. Den hohen Bedarf an Arbeitskräften deckt der Kleinstaat mehrheitlich durch ausländische Arbeitnehmende. Über die Hälfte der Beschäftigten pendelt aus dem nahen Ausland.
Grund dafür ist die restriktive Einwanderungspolitik, die das Wohnen im Ländle für Nicht-Liechtensteiner schwierig macht. Mit der Schweiz, Österreich und Deutschland habe man ein stabiles Umfeld, ohne das der wirtschaftliche Erfolg des Fürstentums Liechtenstein nicht möglich wäre, sagt Erbprinz Alois von Liechtenstein.
Mit Blockchain in die Zukunft
Um auch in Zukunft wirtschaftlich erfolgreich zu sein, setzt das Ländle unter anderem auf die Blockchain-Technologie. Die Regierung sei dabei, ein entsprechendes Gesetz auszuarbeiten, um in diesem Bereich Unternehmen anzulocken, sagt Politologe Frommelt. Hier versuche der Kleinstaat eine Nische zu füllen.