Im Parlament wird derzeit heftig um die Revision der AHV gerungen. Streitpunkt ist vor allem die Frage, ob die AHV-Rentner 70 Franken im Monat mehr bekommen sollen. Im Gegenzug sollen in der zweiten Säule Anpassungen nach unten gemacht werden.
Doch: Könnte es sein, dass man um etwas streitet, das in wenigen Jahren bereits wieder überholt sein wird? Stichwort Digitalisierung: Etliche Szenarien gehen davon aus, dass in Zukunft viele Stellen durch Roboter ersetzt werden. Die Folge davon könnten Massenarbeitslosigkeit und grosse finanzielle Löcher bei AHV und zweite Säule sein.
Nicht alle Experten und mit der Materie Vertrauten sehen die Zukunft so düster:
- Trotz des «wahnsinnigen Fortschritts seit Neandertal», trotz Dampfmaschine, Computer und Handys gebe es bislang keine Massenarbeitslosigkeit, sagt der Fribourger Professor Reiner Eichenberger. Klar sei allerdings, dass sich die Arbeitswelt verändere.
- Auf die Veränderungen sei die Schweiz gut vorbereitet, so Eichenberger weiter: Das zeige die Tatsache, dass es hierzulande trotz bereits stark fortgeschrittener Digitalisierung und Roboterisierung bislang keine erhöhte Arbeitslosigkeit gebe.
- Eichenberger erwartet aber, dass die Arbeitszeit eher sinken wird – bei gleichzeitig steigender Produktivität. Deshalb, ist Professor Martin Eling von der Universtiät St. Gallen überzeugt, «werden wir aber nicht weniger verdienen». Dies zeige die Entwicklung der Löhne der vergangenen 20 Jahre. Aus diesem Grund werde auch mehr Geld in die AHV und in die zweite Säule fliessen.
- Ausserdem, so argumentiert der Pensionskassen-Berater Werner C. Hug, werden bis 2030 rund 600'000 Arbeitnehmende in Rente gehen. Dies führe quasi automatisch zu weniger Arbeitssuchenden auf einem Markt, auf dem es wegen der Digitalisierung weniger Arbeitende brauche. Gleichzeitig würden die Löhne steigen, sagt auch er. Was wiederum zu mehr Einnahmen bei der AHV führe.
Glaubt man Eichenberger, Eling und Hug, so wird das Rentensystem in der Schweiz also trotz Digitalrevolution weiter funktionieren. Doch bei all den optimistischen Aussagen zur Zukunft ist nicht zu überhören, dass dabei sehr viele «wenn» und «aber» fallen.