- Brüssel hat die europäischen Chemie-, Auto- und Elektronikkonzerne zu einem Batteriegipfel eingeladen.
- Batterien für Elektroautos werden heute vor allem in Asien und Amerika produziert.
- Da sie aber der Schlüssel für den Umstieg auf strombetriebene Wagen und ganz allgemein erneuerbare Energie sind, will die EU nun die eigene Produktion fördern.
- Heute diskutiert sie mit den Herstellern über eine Art «Airbus» für Batterien.
SRF News: Hat Europa die Wichtigkeit der Batterieproduktion unterschätzt?
Jan Baumann: Ja, danach sieht es aus. Mittlerweile ist zwar allen klar, dass die Batterien der Schlüssel zur Umstellung auf die Elektromobilität sind. Trotzdem ist ist es den europäischen Autokonzernen nicht gelungen, selbst solche Batterien zu entwickeln und herzustellen.
Man möchte ein europäisches Konsortium für Batterien schaffen – ähnlich wie es das mit dem Flugzeugbauer Airbus in der Luftfahrtindustrie bereits gibt.
Was ist das Problem bei der Herstellung von Batteriezellen aus Sicht der Autohersteller?
Die Experten nennen hauptsächlich zwei Punkte: Erstens ist nicht klar, welche Technologie am erfolgreichsten sein wird. Da geht es um knifflige Fragen der chemischen und physikalischen Eigenschaften einer Batteriezelle. Und so stellt sich die Frage, wo konkret man investieren soll. Zweitens sind solche Investitionen teuer und brauchen Zeit. Erst nach fünf bis zehn Jahren wird sich herausstellen, ob sich der Aufwand gelohnt hat. Die Autobauer zögern deshalb und warten ab. Derweil kaufen sie die Batterien für ihre europäischen Elektroautos in Asien ein.
Im Vorfeld des Batteriegipfels hiess es in Brüssel, man könne für ein solches Projekt möglicherweise eine Milliarde Euro Fördermittel locker machen.
Mit dem Batteriegipfel nimmt die EU heute einen ersten Anlauf, Asien die Stirn zu bieten. Was ist da zu erwarten?
Im Vordergrund steht die Idee, ein europäisches Konsortium zu schaffen, also ein Gemeinschaftsunternehmen – ähnlich wie es das mit dem Flugzeugbauer Airbus seit Jahrzehnten in der Luftfahrtindustrie gibt. Darum ist nun auch die Rede von einem «Airbus für Batterien», den man schaffen könnte. Dort wären dann nicht nur die Autohersteller dabei, sondern beispielsweise auch Chemiefirmen und Unternehmen, die sich in der Materialtechnologie und im Recycling auskennen.
Die Bedingung für Geld aus Brüssel wäre, dass sich die privaten Firmen auf eine gemeinsame Linie einigen könnten.
Welche Rolle wird die EU dabei spielen?
Im Vorfeld des Batteriegipfels hiess es in Brüssel, man könne für ein solches Projekt möglicherweise eine Milliarde Euro Fördermittel locker machen, oder vielleicht sogar noch mehr. Die Bedingung wäre, dass sich die privaten Firmen auf eine gemeinsame Linie einigen könnten. Allerdings würde die Konkurrenz in Asien und den USA kaum stumm und tatenlos zuschauen, wenn die EU-Kommission die europäische Industrie im globalen Wettbewerb unterstützte. Wenn die EU Milliarden für den Aufbau einer europäischen Batterieproduktion ausgeben würde, könnte man das unter Umständen als Wettbewerbsverzerrung und unzulässige Staatsintervention anprangern. Doch zuerst müsste der Anlauf zum Projekt der gemeinsamen Batterieproduktion gelingen – und so weit ist es zur Stunde noch nicht.
Das Gespräch führte Simon Leu.