«Wir wollen die weltweite Nummer eins werden, das ist unser Traum», sagt Jun Xu, Vizepräsident von Leapmotor. So ambitioniert wie er treten viele der 30 chinesischen Elektroauto-Hersteller auf: an der internationalen Automesse in München (IAA).
Der weltweit grösste Hersteller von Elektrofahrzeugen, der chinesische BYD-Konzern, verzeichnet trotz leicht rückläufiger Verkäufe im Heimatland ein beachtliches Wachstum: Man habe per August 2025 weltweit fast drei Millionen Fahrzeuge verkauft, sagt Stella Li, Vizepräsidentin von BYD in München – 23 Prozent mehr als im Vorjahr.
In der Schweiz ist mittlerweile jedes fünfte Auto ein reines Elektromodell. Zusammen mit Plug-In-Hybriden sogar jedes Dritte.
Doch der Marktanteil von chinesischen Elektroautos liegt nur bei drei Prozent. Eine Umfrage ergab zudem, dass nur jede sechste Person in Deutschland an einem E-Auto aus China interessiert sei.
Die Chinesen müssen Vertrauen und ein Vertriebssystem aufbauen.
Europas Platzhirsche markieren
Auf den Plätzen der Münchner Innenstadt machen einheimische Automarken klar, wer der Platzhirsch ist. BMW, Mercedes, Audi, VW und Porsche zeigen in imposanten Pavillons ihre neusten Würfe: Elektromodelle und Autos der Zukunft.
Volkswagen, derzeit Marktführer bei Elektroautos in Europa, konnte bisher keine günstigen Fahrzeuge anbieten. Doch nun kündigt Konzernchef Oliver Blume mehrere neue Modelle an. Der ID Polo soll preislich wieder «ein Auto für das Volk» sein – für umgerechnet 23'500 Franken soll er im kommenden Jahr auf den Markt kommen.
Günstiger sei das Auto dank Kooperationen mit den Tochtermarken Skoda und Cupra, die für ihre Modelle dieselbe Technologie nutzen. Auch eine neue Batteriezelle sorgt laut Blume für Kosteneinsparungen.
Immer bessere Reichweiten
«Wir haben ein fantastisches neues Elektroauto gelauncht», sagt Mercedes-Konzernchef Ola Källenius gegenüber SRF. Sein Unternehmen muss nun endlich liefern, frühere E-Modelle hatten wenig Erfolg, die Gewinne bei Mercedes brachen zuletzt ein.
Nun hat man offenbar die Hausgaben gemacht: «Effizienz, lange Reichweiten, schnelles Laden», das neue Modell biete all dies, so Källenius. Der Preis des neuen Elektromodells ist noch unbekannt, liegt aber gemäss Branchenkennern bei über 60'000 Franken.
Skoda profitiert vom Tesla-Rückgang
Die Deutschen Hersteller profitieren auch davon, dass Elon Musks Tesla Marktanteile verliert. VW-Tochter Skoda legt beim Verkauf von Elektroautos am meisten zu. Im Juli verkaufte europaweit niemand mehr E-Modelle als Skoda.
Doch Skoda-Geschäftsführer Klaus Zellmer sieht auch Herausforderungen: Die Kosten müssten runter. Und: «Wir spüren einen hohen Wettbewerbsdruck.»
Mit dem Verkauf von Elektroautos Geld verdienen ist eine Herausforderung. Die Margen sind kleiner als bei Verbrennern, vor allem wegen der hohen Batterie-Kosten. Und der Preisdruck steigt wegen der wachsenden Konkurrenz aus China weiter an.
«Die versuchen jetzt, ihre Überkapazitäten in China abzubauen und die Autos in Europa an den Mann und die Frau zu bringen», sagt Zellmer.
Doch nicht alles Elektro
Bei der Reichweite setzt BYD neue Massstäbe – aber nur auf den ersten Blick: 1300 Kilometer verspricht ein neuer Kombi. Doch das Fahrzeug ist kein reines Elektrofahrzeug, sondern ein Plug-in-Hybrid.
Es kann als Antwort der Chinesen auf den erst zögerlichen Wandel hin zur Elektromobilität in Europa gedeutet werden. Noch immer fehlt vielerorts die Ladeinfrastruktur, und viele Menschen hängen an ihren Verbrennern.