Die Wall Street hat den bislang schlechtesten Kurstag seit September 2016 hingelegt. SRF-Börsenkorrespondent Jens Korte in New York über die Gründe.
SRF News: Weshalb hat die Börse so nervös auf die turbulenten Tage in Washington reagiert?
Jens Korte: Seit der Wahl von Donald Trump zum Präsidenten hat die Wall Street eine gewaltige Rally erlebt. Es haben Hoffnung mitgeschwungen, dass es Steuersenkungen geben wird und Infrastrukturmassnahmen angekurbelt werden. Jetzt, wo Washington gewaltige Probleme hat, ist es unwahrscheinlicher geworden, dass die neue Regierung Zeit und Kraft hat, um sich genau um diese Reformen zu kümmern.
Dass diese Reformen jetzt möglicherweise ins Stocken geraten, das ist wohl der entscheidende Faktor gewesen, weshalb der Dow Jones am Mittwoch über 370 Punkte verloren hat. Man darf aber auch nicht vergessen: Die Politik ist das eine. Ob diese auch mittelfristig die Wallstreet belasten wird, bleibt abzuwarten.
Heisst das, die Hoffnung, dass die Wirtschaft angekurbelt wird, sind schon wieder verflogen?
Noch nicht komplett. Es zeichnet sich aber ab, dass mehr Geduld gefragt ist, bis es etwa zu Steuersenkungen kommen wird. US-Präsident hat auch angekündigt, die Regulierung zurückzufahren, etliche Milliarden Dollar in die Infrastruktur zu stecken. Dafür braucht er allerdings die Mehrheit im Kongress. Durch die politischen Turbulenzen ist es eben unwahrscheinlicher geworden, dass diese Massnahmen tatsächlich in Kürze verabschiedet werden.
Mit der realen wirtschaftlichen Lage hat dies alles aber nichts zu tun?
Das ist letztlich der entscheidende Punkt: Die Börse richtet sich danach, wie es der amerikanischen Wirtschaft geht. Udn da sehen die Daten sehen grundsätzlich nicht schlecht aus. Wenn diese Turbulenzen in Washington nicht dazu führen, dass die USA auf eine Rezession zulaufen, könnten sich die Märkte relativ schnell wieder beruhigen.
Das Gespräch führteTina Herren.