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Chaos im Zahlungsverkehr «Hey Chef, wo bleibt mein Lohn?»

Ab Juni 2018 gibt es in der Schweiz ein einheitliches Zahlungssystem für alle Finanzinstitute. Doch es droht ein Chaos.

  • Ab 30. Juni 2018 wird es nur noch ein gemeinsames Zahlungssystem für alle Finanzinstitute geben.
  • Postfinance und Banken haben weitgehend umgestellt, doch viele ihrer Geschäftskunden fühlen sich schlecht informiert.
  • Gemäss einer Umfrage werden über 60 Prozent der mittel bis stark betroffenen Organisationen bis 30.6.2018 nicht umgestellt haben.

«Hey Chef, wo bleibt mein Lohn?» So oder ähnlich dürfte es im kommenden Juli in Schweizer Unternehmen tönen, falls sie ihre Informatiksysteme nicht zeitgerecht an die neue Norm ISO 20022 anpassen. Es droht das Chaos im Zahlungsverkehr.

Bislang existierten zwei verschiedene Systeme: Dasjenige der Postfinance und das der Banken. In Zukunft wird es nur noch die Norm ISO 20022 geben. Dieser internationale Standard erleichtert den Zahlungsverkehr, minimiert Fehler und schafft die Voraussetzung für einen völlig neuen Einzahlungsschein.

Orchestriert wird die Umstellung von der SIX Interbank Clearing, einer gemeinsamen Gesellschaft der Banken und der Postfinance. Regelmässig lässt die SIX per Umfrage ermitteln, wie weit die Umstellung bei den Kunden voranschreitet.

Die Resultate sind ernüchternd: Schon heute ist klar, dass laut eigenen Angaben lediglich 40 Prozent der Unternehmen ihre Buchhaltungssoftware rechtzeitig bis Juni 2018 umgestellt haben werden.

Viele Geschäftskunden der Banken sind offenbar zufrieden mit dem heutigen System und zeigen wenig Lust auf Veränderung. Deren Tenor: Keine Priorität.

Banken haben Geschäftskunden vernachlässigt

Umso mehr sind die Banken gefordert. Doch die waren mit ihrer eigenen Anpassung dermassen beschäftigt, dass sie ihre Geschäftskunden vernachlässigt haben.

«Gewisse Banken haben ihre Kommunikation an die Kunden erst gemacht, nachdem sie im Oktober oder November selber umgestellt hatten. Und das ist natürlich zu spät für die Umstellung der Kunden», sagt Boris Brunner.

Boris Brunner.
Legende: Boris Brunner (SIX): «Es genügt nicht, dem Kunden einen Brief zu schreiben und ihm zu sagen: stell doch bitte um.» SRF

Er orchestriert die Umstellung auf die neue Norm bei der SIX Interbank Clearing. «Es genügt nicht, dass man dem Kunden einfach einen Brief schreibt und ihm dann sagt: stell doch bitte um. Der Kunde muss zusammen mit den Banken und Softwarepartnern umstellen und individuell begleitet werden». Nur dann funktioniere es richtig.

Die Schweizerische Bankiervereinigung will sich materiell nicht zur Kritik der SIX äussern, wonach einige Banken nicht genug tun würden. Sie richtet aus: «Die Banken (…) unterstützen ihre Kunden bestmöglich bei den Anpassungen.»

Selbst Bankangestellte wissen zu wenig

Wer nicht umstellt, gefährdet seine Geschäftspartner. «Es kann sein, dass eine Zahlung ausgeführt wird, das Geld irgendwo ankommt, aber der Begünstigte das nicht zuordnen kann, weil er nicht weiss, von wem das Geld kommt», warnt Brunner.

Den Finanzinstituten bleiben nur noch wenige Monate, ihre Geschäftskunden zur Umstellung zu bringen. Ob das gelingt ist höchst fraglich. Denn die Umfrage zeigt: Der Wissenstand in Bezug auf die neue Norm, ist bei einem beachtlichen Teil der zuständigen Bankangestellten mangelhaft.

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