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Chef der US-Notenbank Trumps Entscheidung ist politisch motiviert

Jerome Powells Nominierung als Fed-Chef diene der Deregulierung der Finanzmärkte, analysiert SRF-Korrespondentin Jacobi.

US-Präsident Donald Trump bricht mit einer Tradition: Seit über vierzig Jahren bestätigen Präsidenten Fed-Vorsitzende für eine zweite Amtszeit, ungeachtet der Parteizugehörigkeit.

Unkonventionell ist der Entscheid auch, weil Janet Yellen durchwegs für ihre Leistung als Notenbankchefin gelobt wird – auch von Trump. Sie begann, die US-Geldpolitik schrittweise aus dem Krisenmodus herauszuführen, zunächst mit vorsichtigen Leitzinserhöhungen, dann mit einer angekündigten Schmälerung der Notenbank-Bilanz.

Yellen und Powell
Legende: Yellen wird 2018 an der Fed-Spitze von Powell abgelöst. Seine Nominierung dürfte vom Senat bestätigt werden. Reuters

Powell wurde von Obama eingesetzt

Nach der vierjährigen Amtszeit von Yellen macht die US-Wirtschaft einen robusten Eindruck, die Arbeitslosigkeit ist bemerkenswert tief, lediglich das Inflationsziel von 2 Prozent wurde nicht erreicht.

Der neue Fed-Vorsitzende Jerome Powell trug die moderate Zinspolitik der Fed-Vorsitzenden stets mit. Der Jurist wurde von Präsident Obama 2012 ins Fed geholt, er übernimmt nun als erster Nicht-Ökonom dessen Vorsitz. Zuvor machte er Karriere als Investmentbanker und Private-Equity-Anleger. Vorzuweisen hat er auch einen dreijährigen Ausflug ins Finanzdepartement unter George Bush dem Älteren. Powell ist der einzige Republikaner im Gouverneursrat; die notwendige Bestätigung seiner Nomination im Senat gilt als gesichert.

Isabelle Jacobi

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Porträt Isabelle Jacobi

Nach dem Studium in den USA und in Bern arbeitete Jacobi von 1999 bis 2005 bei Radio SRF. 2008 wechselte sie zum «Echo der Zeit» und wurde 2012 Redaktionsleiterin. Seit Sommer 2017 ist sie USA-Korrespondentin in Washington.

Powell offen für Deregulierung des Finanzmarktes

Trumps Personalentscheidung ist primär politisch motiviert. Im Gegensatz zu Yellen zeigt sich Powell offen für eine Deregulierung des Finanzmarkts, wie sie der Präsident per Dekret verlangt hat. Das Finanzdepartement prüft derzeit eine Reform des Dodd-Frank-Finanzmarktgesetzes, das nach dem Crash von 2008 die Risikofreudigkeit der Wall Street eindämmte.

Unter anderem plant die Trump-Regierung eine weitere Abschwächung der sogenannten Volcker-Regel, welche den Eigenhandel von Banken beschränkt. Janet Yellen verteidigte wiederholt und öffentlich die Reformen nach der Finanzkrise.

Präsident Trump hat noch weitere drei Posten im Fed-Gouverneursrat zu besetzen, unter anderem den stellvertretenden Vorsitz. Er könnte somit eine republikanische Mehrheit im siebenköpfigen Gremium herbeiführen. Janet Yellen kann bis 2024 als reguläres Mitglied im Fed-Gouverneursrat bleiben. Sie hat sich jedoch noch nicht dazu geäussert.

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