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Sorgenkind Wasserkraft Den Energieriesen geht der Atem aus

Alpiq bläst den Verkauf von Wasserkraftwerken ab. Jetzt hofft der klamme Konzern auf die Politik. Eine Analyse.

Der Schweizer Strommarkt ist seit 2009 halb liberalisiert. Wer pro Jahr mehr als 100'000 Kilowattstunden Strom verbraucht, darf sich den Anbieter wählen. KMU und alle Haushalte aber, die in aller Regel viel weniger Strom verbrauchen, sind sogenannt «gebundene Kunden» des Energieversorgers in ihrer Region.

Solche «gebundene Kunden» sind zum sicheren Wert geworden, seit die Preise auf dem europäischen Strommarkt stark gesunken sind. «Gebundene Kunden» können Energieversorger nämlich den Strom zu einem Preis verkaufen, der für sie eine Gewinnmarge beinhaltet.

Niedriger Marktpreis in Europa

Fast alle Schweizer Energieproduzenten haben gebundene Kunden. Die grössten – Axpo und Alpiq – aber nicht. Sie müssen den Strom aus ihren Kraftwerken auf dem freien Markt verkaufen. Dabei schreiben sie seit Jahren Verluste, weil die Kosten für die Stromproduktion aus Schweizer Kern- und Wasserkraftwerken in der Regel höher liegen als der Marktpreis in Europa.

Alpiq und Axpo haben das Problem spät erkannt. Ihre Kraftwerke verloren Jahr um Jahr an Wert. Allzu lange haben Sie darauf gehofft, dass die Strompreise wieder ansteigen. Sie haben teils riskant im Ausland investiert.

Später als andere haben sie begonnen, in neue erneuerbare Energieträger wie Windräder und in alternative Geschäftsfelder wie Energiedienstleistungen zu investieren – mit einigem Erfolg zwar. Aber die Löcher, die die Stromproduktion in ihre Kassen reisst, können sie noch bei weitem nicht stopfen.

In der Not hat Alpiq vor einem Jahr angekündigt, die Hälfte ihrer Wasserkraftbeteiligungen verkaufen zu wollen – das Tafelsilber zu verscherbeln. Doch dieses Tafelsilber will offenbar niemand. Zu unsicher sind die Perspektiven für die Wasserkraft, sagt Alpiq. Vielleicht sind es eher die Perspektiven des Konzerns, die externen Investoren abschrecken.

Hoffen auf Bundesbern

Denn Alpiq ist in Sachen Wasserkraft auf die Politik angewiesen: Diese hat mit der Marktprämie in der Energiestragie 2050 zwar schon reagiert. Und der Bundesrat will mit einer Senkung der Wasserzinsen den Energiekonzernen weiter entgegen kommen. Doch letzteres stösst erstens auf heftigen Widerstand und würde zweitens auch nicht ausreichen.

Alpiq bleibt nur die Hoffnung, dass die Strommarktliberalisierung weiter getrieben wird. Erst wenn niemand mehr gebundene Kunden hat und wenn der schweizerische mit dem europäischen Strommarkt verbunden ist, könnte – so die Hoffnung – das Unternehmen seine Grösse ausspielen.

Bald wird dieser Schritt kaum erfolgen, denn die kleineren Energieversorger sehen keine Dringlichkeit mehr und ob die Kunden, die gebundenen von heute, tatsächlich besser fahren würden, bleibt umstritten. Derweil geht Alpiq und Axpo langsam aber stetig der Atem aus.

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