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Wirtschaft Der Schweiz geht der Zement aus

Für die Herstellung von Zement braucht es Kalkstein und Mergel. Beides wird zur raren Ware in der Schweiz. Bereits bangt die Zementindustrie um ihren Rohstoff – und drängt auf Lösungen.

Fünf von sechs Zementwerken in der Schweiz gehen in den nächsten 10 bis 15 Jahren Kalk und Mergel aus. Denn ihre Steinbrüche grenzen an geschützte Zonen, die zum Bundesinventar der Landschaften von nationaler Bedeutung gehören.

Entsprechend können sie nicht ohne weiteres vergrössert werden. «Wir müssen eine Lösung finden, welche einen Abbau in diesen Gebieten ermöglicht», sagt Georges Spicher. Er ist Direktor des Branchenverbandes Cemsuisse.

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Heimischer Zement - Rohstoffe werden knapp
aus Rendez-vous vom 20.01.2014. Bild: zvg
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Die Verhandlungen mit Bund, Kantonen und Gemeinden dürften schwierig werden, denn Landschaften von nationaler Bedeutung geniessen einen absoluten Schutz.

Dort dürfen nur dann landschaftliche Eingriffe vorgenommen werden, wenn ein gleichwertiges oder höherwertiges Interesse der Öffentlichkeit vorhanden ist, wie Spicher weiter erklärt.

Wohnungsbau nimmt zu

Damit stellt sich die Frage, ob in der Schweiz überhaupt noch Zement produziert werden kann oder soll. Für Verbandspräsident Spicher ist der Fall klar: Die Zementindustrie sei wichtig für die Schweiz. Der Wohnungsbau nimmt zu, es braucht Strassen, Brücken, Schulen und Staumauern. Überall brauche es Zement. Zudem stünden auch mehrere Tausend Arbeitsplätze in der Schweiz auf dem Spiel.

Die Waadtländer FDP-Regierungsrätin Jacqueline de Quattro leitet eine Projektgruppe zur Zukunft der Schweizer Zementindustrie. Sie befürwortet schweizerische Werke, allerdings nicht auf Kosten der Natur. Deshalb will sie die Naturschutzorganisationen in die Planung mit einbinden. Ihr Ziel ist es, dass weiterhin in der Schweiz Zement produziert werden kann – nicht aber auf Kosten der Landschaft.

Schweizer «Kronjuwelen»

Noch sind die Landschaftsschützer allerdings skeptisch. Das Inventar der Landschaften von nationaler Bedeutung enthalte «die Kronjuwelen der Landschaft Schweiz», sagt Rico Kessler von pro Natura. Entsprechend seien diese Landschaften für pro Natura besonders wichtig, und man achte besonders genau darauf, was mit diesen Gebieten geschehe.

Die Zementindustrie führt ein gewichtiges Argument ins Feld, mit dem sie die Naturschützer für sich gewinnen will: Schweizer Zementwerke würden vergleichsweise umweltschonend produzieren, sagt Verbandspräsident Spicher. Wenn man den Zement importieren würde, hätte man «wesentlich mehr negative Umwelteinflüsse», als wenn man ihn in der Schweiz herstelle. Spicher nennt insbesondere einen höheren Kohlendioxid-Ausstoss.

Wer will eine Kalksteingrube in seinem Naherholungsgebiet?

Die Projektgruppe unter der Leitung von Regierungsrätin de Quattro wird also abwägen müssen, ob solche Argumente stärker wiegen als der absolute Schutz der Landschaft.

Ist diese Frage einmal geklärt, wird sich sodann schnell eine zweite stellen: Nämlich jene, wie man die lokale Bevölkerung in den betroffenen Standortgemeinden überzeugen kann. Denn die wird ihre Naherholungsgebiete wohl nicht so schnell hergeben.

(roso)

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