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Wirtschaft Die EZB kauft jetzt auch Firmen-Anleihen

Europas Währungshütern ist im Kampf gegen Mini-Inflation und Konjunkturschwäche jedes Mittel recht: Ab heute stehen auch Wertpapiere von Unternehmen auf dem Einkaufszettel der Europäischen Zentralbank. Die Massnahme ist höchst umstritten. Ob sie ihr Ziel erreicht, ist ungewiss.

Die europäische Zentralbank zündet im Kampf gegen die schwache Inflation in der Euro-Zone die nächste Stufe. Neben den Milliarden, die sie Monat für Monat in den Finanzmarkt pumpt, kauft sie ab heute auch Anleihen von Unternehmen. Konkret: Die EZB wird zum Gläubiger kleiner und grosser Unternehmen.

Das «Corporate Sector Purchase Programme» (CSPP) erlaubt der EZB den Kauf von Anleihen von Unternehmen mit guter Bonität und Sitz in der Eurozone. Nach einer Aufstellung des Finanzdienstleisters Bloomberg kommen damit bis zu 1049 Unternehmensanleihen im Volumen von 620 Milliarden Euro in Frage. Über das Volumen der geplanten Käufe macht die EZB keine Angaben. Spekuliert wird über ein eher begrenztes Programm von zwei bis drei Milliarden Euro pro Monat.

Unwirksam, schädlich oder gar illegal?

Unter Experten ist die neuste Massnahme von EZB-Chef Mario Draghi höchst umstritten. Nicht wenige stellen die Wirksamkeit in Frage, andere warnen vor massiven Marktverwerfungen und einige halten den Kauf von Firmenanleihen durch die Notenbank für schlicht rechtswidrig.

Kaum Erfolg für EZB-Massnahmen

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Bisher zeigten die EZB-Massnahmen gegen die schwache Inflation wenig Erfolg. Dabei pumpt die Zentralbank monatlich Abermilliarden in den Finanzmarkt, unter anderem über den Kauf von Staatsanleihen. Das Inflationsziel von knapp unter 2,0 Prozent, das die Notenbank als gesund für die Wirtschaft ansieht, bleibt dennoch in weiter Ferne.

Grundsätzlich will die EZB, dass nicht nur grosse Firmen aus starken Ländern der Eurozone profitieren, sondern auch kleinere Firmen aus der Peripherie des Währungsraums. Allerdings gibt es Zweifel an der Realisierbarkeit, weil solche Firmen oft gar kein Investmentgrade-Rating haben.

Gar Schaden anrichten könnte das Programm, wenn die EZB sich zu stark engagiert, meint der Chef-Volkswirt von Julius Bär in Deutschland, David Kohl. Privatanleger, die sich ebenfalls für solche Papiere interessieren, dürften dann in die Röhre schauen, warnt er. Sie müssten dann auf Angebote mit zweifelhafter Bonität ausweichen: «Damit wird der nächste Markt kaputt gemacht.» Bereits die Ankündigung des Programms im März hatte zu starken Marktreaktionen und einem Rückgang der Renditen geführt.

In Deutschland hat eine Gruppe von Professoren und Unternehmern gar eine Verfassungsklage eingereicht. Sie sehen im Anleihenkauf eine Mandatsüberschreitung der EZB. Bis zu einer Entscheidung des höchsten deutschen Gerichts dürfte die Notenbank allerdings schon etliche Milliarden in Firmenanleihen gesteckt haben.

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