Irgendwann würde es geschehen. Das haben alle gewusst. Doch als es geschah, war die Schweiz trotzdem überrascht, ja schockiert. Vor genau einem halben Jahr hat die Schweizerische Nationalbank die Untergrenze des Frankens zum Euro aufgehoben. Vor allem der Exportwirtschaft bereitet das auch nach einem halben Jahr noch grosse Probleme.
Mit Hightech-Produkten gut positioniert
Ein Beispiel: Die Firma Belimo mit Hauptsitz im zürcherischen Hinwil stellt kleine Motoren für Heizungen, Lüftungs- und Klimaanlagen her und vertreibt sie weltweit. Die Aufhebung des Mindestkurses hat das Unternehmen in zweifacher Hinsicht gespürt: Einerseits konnte Belimo Vorprodukte im Euroraum deutlich günstiger kaufen, andererseits sind Belimo-Motoren für die Kunden in Europa mit einem Schlag teurer geworden.
Das habe auf den Umsatz in Europa gedrückt, sagt der Leiter der Finanzbuchhaltung von Belimo, Daniel Zenhäusern. Das Personal sei bisher aber trotzdem kaum betroffen: «Wir mussten keine Kurzarbeit einführen. Das haben wir soweit recht gut überbrückt. Wir haben versucht, das mit Mehrumsätzen in anderen Ländern wie Asien oder Amerika zu kompensieren», sagt Zenhäusern.
Belimo steht mit seinem Hightech-Produkt und der weltweiten Absatzorganisation deutlich besser da als andere Firmen der Schweizer Exportindustrie. Viele Unternehmen haben Kurzarbeit eingeführt. Stellen gestrichen haben erst vereinzelte Firmen. Insgesamt sind laut Recherchen von RTSinfo, Link öffnet in einem neuen Fensterim Browser öffnen seit der Aufhebung der Franken-Untergrenze in der Schweiz 2400 Stellen verloren gegangen.
Swissmem mit düsteren Prognosen
Während Belimo glaubt, mit dem aktuellen Euro-Kurs leben zu können, gehen andere Unternehmen davon aus, dass das Schlimmste noch bevorsteht.
Die Beschäftigtenzahlen zeigten bisher zwar noch nicht allzu grosse Verwerfungen, sagt Peter Dietrich, Direktor des Branchenverbandes Swissmem. Er gehe aber davon aus, dass sich das noch ändern werde. «Wir werden durchaus auch noch von Produktions-Verlagerungen und weiteren Themen hören. Das wird gewisse Stellen kosten.»
Im letzten halben Jahr haben viele Unternehmen noch bestehende Aufträge ausgeführt. Weil viel weniger neue Bestellungen hereingekommen sind und sich der Euro-Frankenkurs bisher nicht – wie anfangs erhofft – erholt hat, droht die Arbeit nun definitiv knapp zu werden. Wie viele Stellen wegfallen könnten, darüber wollte der Swissmem-Direktor nicht spekulieren.
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