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Biogas könnte Fahrt aufnehmen
Aus Tagesschau vom 17.08.2022.
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Flop oder top? So steht es um die Zukunft von Gas-Fahrzeugen

Fahrzeugantriebe mit Gas sind sowohl ökonomisch als auch ökologisch. Vorausgesetzt Biogas kommt zum Einsatz.

In der Schweiz gibt es rund 150 Gas-Tankstellen. Meist befindet sich auf den Zapfsäulen die Aufschrift «CNG». Dies steht für «Compressed Natural Gas», was übersetzt «komprimiertes Erdgas» bedeutet. Laut dem Verband CNG-Mobility gab es 2020 in der Schweiz rund 14'000 gasbetriebene Fahrzeuge und weltweit rund 188 Millionen.

Biogas-Antrieb schlägt die Stromer in der Ökobilanz

Nicht sämtliches Gas, das in der Schweiz in die Tanks gefüllt – oder besser gesagt gepresst – wird, hat seinen Ursprung in einem weit entfernten fossilen Gasspeicher. Mittlerweile strömen durchschnittlich rund 20 Prozent Biogas mit in den Tank. Gewonnen wird es aus Küchenabfällen und Grüngut oder auch Schlamm aus Kläranlagen. Der Gasantrieb sei kostengünstig und ökologisch, sagt Christian Bach, Leiter der Abteilung Fahrzeug- und Antriebssysteme der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (Empa).

So ist gemäss dem Carculator vom PSI ein Auto der Kompaktklasse mit Gasantrieb aus dem Jahr 2022 umweltfreundlicher als sein benzin- bzw. dieselbetriebenes Pendant. Noch weniger Treibhausgase pro gefahrenem Kilometer stösst lediglich ein elektrischer Kompaktwagen aus (Basis Schweizer Strommix).

Dieser ist aber in der Herstellung umweltschädlicher – wegen der Batterie. Die Umweltbilanz eines elektrischen Fahrzeugs wird somit erst nach rund 66'000 gefahrenen Kilometern besser als beim Fahrzeug mit Gasantrieb.

Gerechnet wurde hier mit einem Biogasanteil von 22 Prozent. Wenn eine Kompaktklasse jedoch mit 100 Prozent Biogas unterwegs ist, dann weist sie – während des gesamten Lebenszyklus – die beste Ökobilanz aus.

In der Schweiz spricht man von drei bis fünf Terawatt-Stunden Biogaspotenzial.
Autor: Christian Bach Leiter Fahrzeug-Antriebssysteme bei der Empa

Im Kampf gegen die Klimakrise liegt es also auf der Hand: Der Biogasanteil muss erhöht werden. Das Potenzial sei gross, sagt Bach. «In der Schweiz spricht man von drei bis fünf Terawattstunden Biogaspotenzial. Das ist vergleichbar mit dem Windenergiepotenzial, das wir in der Schweiz haben.»

Für zusätzlichen Schub bei der Biogasförderung könnte denn auch die aktuelle geopolitische Lage sorgen. Die Preise für Erdgas schnellten im vergangenen Halbjahr aufgrund des Ukraine-Kriegs in die Höhe. Zwischenzeitlich lagen diese höher als die Preise für Biogas, sagt Bach. «Das gab es vorher noch nie.»

Beim PKW Flop, beim Schwerverkehr schon bald Top

Trotz Vorteilen gelang dem Gasantrieb der Durchbruch bis heute nicht. Für Bach liegt der Hauptgrund darin, dass es keine gasbetriebenen PKW in höheren Leistungsklassen und mit Allradantrieb gibt. «Ich glaube, das wird sich auch nicht ändern».

Viel eher wird sich der Trend zu Elektrofahrzeugen weiter fortsetzten, so der Experte. Auch, weil es einfacher sei. «Die Leute kommen nach Hause, stecken das Fahrzeug ein und am nächsten Morgen fahren sie weiter.»

Ganz anders sieht Bach die Situation beim Nutz- und Schwerverkehr. «Weil sich dieser Bereich stärker auf die Nutzeigenschaften des Antriebs- oder des Lastwagens fokussiert.» Faktoren wie Luxus und Sportlichkeit seien hier zweitrangig.

Wir schätzen, dass bei uns bis 2025 etwa 30 von 75 Fahrzeugen mit Biogas unterwegs sein werden.
Autor: Daniel Balmer Leiter Transportlogistik, Migros Ostschweiz

In der Schweiz setzten deswegen immer mehr Firmen bei ihrer Logistik auf gasbetriebene Fahrzeuge. So etwa Lidl, Coop oder auch die Migros Genossenschaft Ostschweiz. Daniel Balmer, verantwortlich bei der Migros Ostschweiz für die Transportlogistik, sagt: «Wir schätzen, dass bei uns bis 2025 etwa 30 von 75 Fahrzeugen mit Biogas unterwegs sein werden.»

Öffentlicher Verkehr schwenkt um

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Gasbetriebene Fahrzeuge kommen auch im öffentlichen Verkehr zum Einsatz. So etwa beim Solothurner Busbetrieb Olten Gösgen Gäu AG, kurz BOGG. Ab 2004 begann die BOGG, den Anteil gasbetriebener Busse in ihrer Flotte stetig zu erhöhen – aus ökologischen Überlegungen. Trotz teurerer Beschaffungs- und Unterhaltskosten im Vergleich zu Dieselfahrzeugen. Der Ausbau der Flotte mit Gasfahrzeugen erreichte 2014 den Höhepunkt, als rund ein Viertel aller Fahrzeuge mit Gasantrieb fuhren.

Seither setzte ein Kurswechsel ein. Der Kanton hat den ÖV-Betreibern verordnet, spätestens bis 2040 die Flotten ausschliesslich elektrisch zu betreiben (mit dem neuen ÖV-Gesetz fördert der Kanton die Dekarbonisierung. Das ist nur ein indirektes Verordnen).

Weil Elektro-Busse aber im Überlandeinsatz noch an Grenzen stossen, kommen diese bei der BOGG im Moment vor allem innerstädtisch zum Einsatz, wie Direktor Roman Fischer sagt. Im Überlandverkehr bleibt vorläufig Diesel das erste Antriebsmittel. Die noch nicht ausgemusterten Gas-Busse spielen heute nur noch als Ersatzfahrzeuge eine Rolle.

Tagesschau, 17.08.2022, 19:30 Uhr

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