Bei der Solothurner Firma Aeschlimann laufen die Geschäfte wieder besser. Trotz trüber wirtschaftlicher Perspektiven nach dem Frankenschock im Januar 2015 konnte der Präzisionsteile-Hersteller im letzten Jahr doch noch einen kleinen Gewinn erzielen. Massgeblich dazu beigetragen habe die Arbeitszeiterhöhung, betont Geschäftsleitungsmitglied Michael Ingold: «Da wir unter Vollauslastung standen, war die Arbeitszeiterhöhung die einzige wirksame Alternative.»
Seit März 2015 mussten die 160 Mitarbeitenden von Aeschlimann 42 statt 40 Stunden pro Woche arbeiten – zum gleichen Lohn. Da sich das Geschäft zum Jahresende hin allerdings positiv entwickelte, hob die Geschäftsleitung die Gratisarbeit per Anfang 2016 wieder auf. «Wir konnten eine schwarze Null schreiben – und unser Versprechen war, dann die Arbeitszeit wieder zu senken», so Ingold.
40 Prozent der Firmen halten an Gratis-Arbeit fest
Die Firma Aeschlimann ist kein Einzelfall. Das zeigt eine Umfrage der «Tagesschau» bei 40 Firmen, von denen die «Tagesschau» weiss, das sie im letzten Jahr für rund 30'000 Angestellte Gratis-Arbeit als Massnahme gegen den Frankenschock eingeführt hatten. Von diesen haben mittlerweile 20 die längere Arbeitszeit wieder abgeschafft, darunter Konzerne wie Bucher, Bühler, Georg Fischer oder Stadler Rail. 4 weitere Firmen wollen dies bis spätestens Ende Juli tun.
Auf der anderen Seite halten 16 Firmen an der Mehrarbeit fest, die meisten temporär, aber nicht nur. Der Flumser Dämmstoffhersteller Flumroc etwa hat die Wochenarbeitszeit für alle Mitarbeitenden um eineinhalb bis zweieinhalb Stunden auf 42,5 Stunden erhöht – und zwar unbefristet. Für Geschäftsführer Kurt Frei eine unverzichtbare Massnahme: «Die Perspektiven sind nicht viel besser als zum Zeitpunkt des Frankenschocks. Der Eurokurs bleibt spekulativ und wir wissen nicht, wohin die Reise geht.»
Thema Gratis-Arbeit nicht passé
Auch wenn die Mehrheit der befragten Firmen wieder auf Gratis-Arbeit verzichtet: tabu bleibt sie nicht – auch nicht für Michael Ingold von Aeschlimann: «Ich würde es begrüssen, wenn man die Arbeitszeit wieder erhöhen dürfte. Das würde uns mehr Spielraum geben bei den Verhandlungen mit den Kunden und den Mitarbeitern.»
Bei der erstmaligen Erhöhung der Wochenarbeitszeit sind Firmen nicht verpflichtet, dies den Gewerkeschaften zu melden. Die Gratis-Arbeit eigenständig wiedereinführen können viele Firmen allerdings nicht. Unternehmen, die einem Gesamtarbeitsvertrag (GAV) unterstehen, müssen eine Verlängerung der Gratis-Arbeit über 15 Monate hinaus mit den Gewerkschaften aushandeln.
Fazit: 14 Monate nach dem «Frankenschock» ist das Thema Gratis-Arbeit in der Schweiz noch nicht passé.
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