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Freenet stellt sich dagegen Sunrise bangt um die Milliarden-Übernahme von UPC

Die grösste Firmenübernahme im Schweizer Telecom-Markt droht am Widerstand der Aktionäre zu scheitern.

Es wird immer enger für Sunrise: Mit ISS hat sich gestern Abend der weltweit bedeutendste Aktionärsberater gegen die Milliarden-Übernahme von UPC (ehemals Cablecom) ausgesprochen. Das erhöht den ohnehin schon starken Druck auf das Sunrise-Management noch mehr.

Zum grossen Showdown soll es an der ausserordentlichen Generalversammlung am 23. Oktober im Zürcher Hallenstadion kommen. Die Aktionäre werden dort für oder gegen die Kapitalerhöhung stimmen, die den Weg für den Deal freimachen soll.

Es könnte noch enger werden

Klar ist, dass mit Freenet der grösste Aktionär zu den aktuell geltenden Bedingungen dem Deal nicht zustimmen wird. Freenet hält 24.5 Prozent der Sunrise-Aktien. Je weniger andere Aktionäre im Hallenstadion ihre Stimme abgeben, desto stärker wird das Gewicht von Freenet.

Ein Rechenbeispiel: Angenommen es ist nur 60 Prozent des Aktionariats vertreten, steigt das Gewicht von Freenet auf über 40 Prozent. Das heisst, es bräuchte nur noch wenige Nein-Sager gegen den Deal, um das erforderliche einfache Mehr von über 50 Prozent zu erzielen.

Position von Glass Lewis offen

Deshalb versucht Sunrise, nach Kräften übernahmewillige Aktionäre zur Teilnahme an der Abstimmung zu bewegen. Nur so kann das Sunrise-Management die Stimmkraft von Freenet zurückbinden.

Noch offen ist, welche Position Glass Lewis einnimmt, ein weiterer einflussreicher Stimmrechtsberater. Anleger wie etwa Pensionskassen und Vermögensverwalter verlassen sich oft auf die Empfehlung von ISS und Glass Lewis. Wenn sich Glass Lewis ebenfalls gegen den Deal ausspricht, wird es noch enger.

Kampagne via Youtube und Zeitungsinserate

Schon kurz nach Bekanntgabe der Übernahme-Pläne von Sunrise begann der Schlagabtausch zwischen dem grössten Sunrise-Aktionär und dem Sunrise-Management. Das Management rund um Sunrise-Chef Olaf Swantee und Präsident Peter Kurer besserten den Deal nach, senkten die geplante Kapitalerhöhung – doch Freenet liess sich bis jetzt nicht umstimmen.

Mittlerweile ist er in eine regelrechte Schlammschlacht in Gang gekommen. Mit einem Youtube-Filmchen, ganzseitigen Zeitungsinseraten und einer Kampagnen-Website namens Sundown, auf der lautstark gegen den Deal geschossen wird.

Freenet stellt sich auf den Standpunkt, dass Sunrise zu viel für UPC zahlen und mit dem TV-Kabelnetz eine Technologie übernehmen würde, deren Tage gezählt seien – wegen fortschreitendem Glasfaserausbau und der neuen Mobilfunktechnologie 5G. Das Sunrise-Management betont hingegen die möglichen Synergien dieser Übernahme. Die Rede ist von möglichen Einsparungen von über drei Milliarden Franken. Und verspricht mehr Schlagkraft und Innovation.

Der Ausgang dieses Schlagabtausches ist offen. Einen Verlierer gibt es schon jetzt: UPC und die rund 1500 Mitarbeitenden des Schweizer Kabelnetzriesen. Dass der Kaufpreis als zu hoch und die TV-Kabel-Technologie als veraltet kritisiert wird, ist dem Image des Unternehmens sicher nicht zuträglich. Und die UPC-Mitarbeitenden haben zwei ungemütliche Szenarien: Kommt die Übernahme zustande, müssen sie sich auf einen möglichen Stellenabbau gefasst machen. Scheitert der Deal, bleibt die weitere Zukunft ebenfalls ungewiss.

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