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Google-Schriftzug steht vor einem Haus.
Legende: Wachstum oder Verkauf der Ideale: In China steht Google vor der Frage Zensur oder nicht. Keystone

Googles Aufstieg «Google hat etwas viel besser gemacht als die Konkurrenz»

Es gibt heute keine Firma, die das digitale Leben so umfassend dominiert wie Google

Vor genau 20 Jahren wurde Google von den beiden Stanford-Doktoranden Larry Page und Sergey Brin gegründet. Was damals nur eine von vielen Suchmaschinen war, hat sich zu einem mächtigen Konzern entwickelt, der heute aus unserem Alltag kaum mehr wegzudenken ist. Der Internet-Unternehmer Andreas Göldi schaut zurück auf die Anfänge und erklärt Googles Erfolgsrezept.

SRF: Wann wurden Sie zum erstem Mal auf Google aufmerksam?

Andreas Göldi: Das war 1998, als Google gerade auf den Markt kam. Es war nicht so, dass man von Anfang an dachte, dass das einmal der Marktführer wird. Es war eine von ungefähr 20 Suchmaschinen. Aber nach relativ kurzer Zeit, ich würde sagen nach zwei Jahren, hat sich herausgestellt, dass Google etwas sehr viel Besseres gemacht hat als die Konkurrenz. Die Suchresultate waren sehr viel besser, und auch die Einfachheit, die sich Google bis heute erhalten hat, war ein klarer Differenzierungsfaktor.

Was war das für eine Stimmung damals?

Es war mitten in der Dotcom-Boomphase. Es gab eine fast endlose Zahl von Portalen, Suchmaschinen und vergleichbaren Websites. Google war eine von vielen, und es war nicht klar, dass genau das zum Erfolg wird. Der Markt war sehr bewegt, und Google profitierte davon, dass sie später auf den Markt kamen. Viele Konkurrenten bekamen Probleme, sind teilweise ganz aus dem Markt ausgeschieden oder massiv geschrumpft. Google als relativ neues Unternehmen konnte von den Problemen der Konkurrenten profitieren.

Was hat Google anders gemacht als die anderen?

Google hat schon immer alles so weit wie möglich vereinfacht. Andere Suchmaschinen brachten auch gute Resultate. Dort musste man aber genau wissen, wie man eine Anfrage stellen muss, damit man gute Ergebnisse bekommt. Google hingegen stellte schlicht eine Suchbox auf die Homepage. Man konnte einfach ein Wort eingeben und bekam trotzdem gute Resultate. Google hat später diese Einfachheit auch bei anderen Produkten in den Vordergrund gestellt. Man denke beispielsweise an Gmail oder an Google Maps. Es stand immer im Vordergrund, dass Nutzer so einfach wie möglich ein Google-Produkt bedienen können.

Man konnte einfach ein Wort eingeben und bekam trotzdem gute Resultate.
Autor: Andreas Göldi

Wie konnte Google wachsen?

Google stellt immer zuerst den Benutzer ins Zentrum. Man beginnt mit einem sehr einfachen Produkt, bringt es am Anfang auf einen Markt mit einer begrenzten Zielgruppe und entwickelt es dann sehr schnell weiter. Und erst wenn es für den Benutzer funktioniert, sucht man nach einer Möglichkeit, wie man damit Geld verdienen, sozusagen den Geldhahn aufdrehen, kann. Das hat die Internetbranche massgeblich beeinflusst. Facebook und viele andere verfolgen heute genau das gleiche Muster – zuerst ein Produkt machen und sich erst dann ums Geldverdienen kümmern. Das ist heute zum dominierenden Muster in der Internetbranche geworden.

Facebook und viele andere verfolgen heute genau das gleiche Muster - zuerst ein Produkt machen und sich erst dann ums Geldverdienen kümmern.
Autor: Andreas Göldi

Google ist mächtig. Stimmt dessen Leitsatz «don’t be evil» noch?

Ich glaube, es gibt heute keine digitale Firma, die das digitale Leben so voll umfassend dominiert wie Google. Man denke an Android-Betriebssysteme auf Smartphones, an Google Maps, Google Apps, die auf Produktivität ausgelegt sind. Google ist heute mit grossem Abstand die dominierende digitale Firma. Und das führt hin und wieder zu Konflikten, wo das Motto «don't be evil» nicht immer so problemlos einzuhalten ist. Dann gibt es die Diskussionen darüber, ob Google in den chinesischen Markt einsteigen sollte mit einer zensierten Suchmaschine. Das ist natürlich ein fundamentales Problem für eine solch grosse Firma, die weiter international wachsen möchte, aber manchmal an die Grenzen der Realität stösst.

Ist Google zu mächtig geworden?

Man muss sich als Konsument schon bewusst sein, wie viele persönliche Informationen Google sammelt, wenn man die verschiedenen Produkte nutzt. Wenn man beispielsweise ein Android-Telefon benutzt, dann registriert Google laufend, wo man sich gerade physisch befindet und protokolliert das aus verschiedenen guten Gründen. Wenn man das aber nicht will, muss man es bewusst ausschalten. Wahrscheinlich sind sich nicht alle Benutzer darüber im Klaren, welche Daten Google und selbstverständlich auch andere Internetfirmen sammeln.

Das Gespräch führte Marcel Niedermann.

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