Das Wichtigste in Kürze:
- Kaum ein Land exportiert so viel in den Iran wie die Schweiz – und der Handel nimmt weiter zu.
- Die Export-Entwicklung seit Inkrafttreten des bilateralen Handelsabkommens im vergangenen März ist vielen Schweizer Unternehmen dennoch zu langsam.
- Wegen weiter bestehender US-Sanktionen für Iran-Geschäfte wollen insbesondere hiesige Banken nicht in Export-Deals involviert werden.
Im Januar 2016 witterten Schweizer Unternehmen eine grosse Chance: Die internationalen Sanktionen gegen den Iran wurden zuerst gelockert und schliesslich aufgehoben. Der Iran, nach Saudi-Arabien die grösste Volkswirtschaft im Nahen Osten, war jahrelang vom internationalen Handel abgeschottet. Die Öffnung bot die Gelegenheit, in einem fast unerschlossenen Markt Fuss zu fassen.
Kaum ein Land exportiert mehr in den Iran
Im März 2017 trat ein neues Handelsabkommen zwischen der Schweiz und dem Iran in Kraft. Es zeigt seine Wirkung: Von Januar bis Juli exportierte die Schweiz Produkte im Wert von 295 Millionen Franken in den Iran, gut ein Viertel mehr als in der Vorjahresperiode.
Die Schweizer Wirtschaft konnte sich allerdings schon vor dem Handelsabkommen im neuen Markt profilieren: Nur sechs Länder exportierten 2016 mehr in den Iran. Schweizer Unternehmen verkauften laut Seco im vergangenen Jahr Waren im Wert von 498 Millionen Franken in die islamische Republik.
Unternehmen trotz Wachstum enttäuscht
Der Markt wächst, die Exporte nehmen zu. Dennoch zeigen sich Unternehmen enttäuscht über die bisherige Entwicklung, viele hatten auf ein schnelleres Exportwachstum gehofft.
Doch auch nach den Sanktionen gibt es Hürden beim Handel mit dem Iran. Die grösste: der Finanzsektor. Die grossen Schweizer Banken erlauben aufgrund der noch geltenden US-Sanktionen weiterhin keine Geschäfte mit dem Iran – zu gross ist die Angst davor, das amerikanische Geschäft zu gefährden.
Eine Einschränkung, etwa für den Textilmaschinenhersteller SSM. Das Zürcher Unternehmen wäre interessiert an einer vertieften Zusammenarbeit mit dem Iran. Textilien, wie zum Beispiel Teppiche, haben dort eine hohe Bedeutung. Doch die Finanzbarrieren verkomplizieren das Geschäft für SSM, so Verwaltungsratspräsident Ernesto Maurer: «Wir müssen auf Banken im umliegenden Ausland ausweichen, die bereit sind, diese Geschäfte abzuwickeln. Das verteuert die Geschäfte meistens.»
Langsame Entwicklung ist üblich
Dem pflichtet auch Philippe Welti bei, Präsident der Wirtschaftskammer Schweiz-Iran. Die Mitglieder der Wirtschaftskammer seien zwar im Grossen und Ganzen zufrieden mit dem Export in den Iran, doch der komplizierte Zahlungsverkehr bringt manche Unternehmen an ihre Grenzen. «Man muss für jedes Geschäft irgendwie den Zahlungsverkehr neu erfinden, das ist beschwerlich», so Welti. Grosse Infrastruktur-Projekte seien davon besonders betroffen.
Das ist normal. Die tatsächlichen Entwicklungen sind immer langsamer, als in der ersten Stunde erhofft wird.
Dass sich die Unternehmen nur langsam im Iran etablieren können, erstaunt Welti allerdings nicht. Er relativiert: «Alle sind enttäuscht mit dem Tempo, aber das ist normal. Die tatsächlichen Entwicklungen sind immer langsamer, als in der ersten Stunde erhofft wird.»