Online-Shopping spart Zeit und die Konsumenten müssen die Artikel nicht selber nach Hause tragen. Deswegen ist es nicht verwunderlich, dass das E-Commerce in der Schweiz stetig wächst. Zwischen 2008 und 2015 stieg der Umsatz um rund 50 Prozent auf 7,2 Milliarden Franken. Patrick Kessler, Präsident des Verbandes des Schweizerischen Versandhandels (VSV), nennt Hauslieferdienste für Food-Angebote und Heimelektronik als wichtigste Treiber.
Harter Konkurrenzkampf
Trotz steigender Umsätze steckt die Branche in einem harten Konkurrenzkampf. E-Commerce-Spezialist Ralf Wölfle sieht die Gründe in der fehlenden Kontrolle der Anbieter über ihre Kunden: «Den Online-Shoppern ist es egal, bei wem sie bestellen.» Entscheidende Kaufargumente sind der Preis und eine schnelle Lieferung. Umso wichtiger sei es, sich von der Konkurrenz abzuheben
Beim Preis anzusetzen, sei jedoch keine gute Idee, so VSV-Präsident Patrick Kessler: «Der Druck von ausländischen Online-Händlern in der Schweiz auf den Preis ist enorm.» Schweizer Händler könnten sich nur noch über die Lieferzeit differenzieren. Konkrete Massnahmen sind gefragt.
Same Day Delivery – erste Schritte
Der neueste Trend heisst Same Day Delivery: Die Lieferung erfolgt noch am selben Tag wie die Bestellung. Kunden kennen dieses Prinzip bereits von Coop@home. Seit kurzem gibt es auch beim Luzerner Elektronik-Händler Steg tagesgleiche Lieferung – per Pizza Kurier
Die Schweizerische Post versucht mit dem lokalen Online-Portal «Kaloka» ebenfalls, auf den Trend aufzuspringen. Zusätzlich zur Lieferung am gleichen Tag beinhaltet der Service noch eine SMS-Shopping-Hilfe. Der Testmarkt in Bern soll aufzeigen, welche Bedürfnisse Kunden speziell bei der Lieferung haben.
Teure Auslieferung
Die sogenannte letzte Meile macht die Post nicht selber. Sie nimmt für die Lieferung zum Kunden jedoch nicht die Hilfe des Pizza-Kuriers in Anspruch, sondern setzt auf das Zürcher Startup Notime.
Denn für die meisten Händler ist die Auslieferung zu aufwendig und damit zu teuer, um sie selbst zu machen. Das Jungunternehmen übernimmt diesen Service und findet damit eine Marktlücke.
Neue Wege der Zustellung
Das Geschäftsmodell von Notime funktioniert wie folgt: Bestellungen werden gebündelt und aus einer Hand ausgeliefert. Dank einer speziellen Software kann Philipp Antoni, einer der Gründer von Notime, jederzeit sehen, wo in der Stadt seine Mitarbeiter unterwegs sind. Falls nötig, kann die Route angepasst und der Kurier umgeleitet werden.
Das Startup konnte bereits Verträge mit mehreren grossen Elektronik-Händlern unterschreiben, unter anderem mit Brack.ch.
Was in Grossstädten wie Berlin oder London bereits Realität ist, dürfte auch in der Schweiz bald selbstverständlich sein.