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Wirtschaft Journalismus zwischen Traum und Wirklichkeit

Die Medien stecken in der Krise. Erstaunlich dabei: Trotz wenig Lohn und hohem Arbeitsdruck ist der Journalismus für viele noch immer ein Traumberuf. Drei junge Journalisten haben wir am Medienausbildungszentrum in Luzern getroffen und sie gefragt, warum sie in diesen kriselnden Beruf wollen.

Yael Debelle hat in Basel Geschichte und Soziologie studiert und ist Volontärin beim Beobachter. Vor dem Einstieg in die Branche hat ein erfahrener Journalist gewarnt. «Ich wollte Tipps für den Einstieg, und er meinte: Da musst du nicht mehr einsteigen, der Journalismus ist tot», erzählt Yael Debelle. Das sei just an dem Tag gewesen, als der Tages-Anzeiger 75 Stellen gestrichen hat. Sie hat sich aber nicht vom Weg abbringen lassen, und mit dem Volontariat und der Ausbildung am Maz einen wichtigen Schritt geschafft.

Zeitungsständer voll mich Schweizer Zeitungen
Legende: Kein Geld aber trotzdem viel Nachwuchs: Die Schweizer Medien. Keystone

Der Andrang in den Journalismus ist ungebrochen. Keine Zeitung, kein Radio- oder Fernsehsender hat ernsthaft Nachwuchsprobleme. Auch das Medienausbildungszentrum in Luzern findet problemlos Studenten für den Diplomstudiengang in Journalismus. Das erstaunt, denn die Tagespresse hat innert zehn Jahren einen Viertel ihrer Inserate-Einnahmen verloren. Der wirtschaftliche Druck ist gestiegen, es wird gespart.

Kritische Grenze

Für den Chefredaktor des Tages-Anzeigers Res Strehle ist die Schmerzgrenze erreicht. «Wenn wir den Qualitätsansprüchen, die wir und unsere Leserschaft haben, weiterhin gerecht werden wollen, dann liegt ein erneuter Stellenabbau nicht drin.» Die Redaktion von Tages-Anzeiger und Newsnet beschäftigt rund 200 Journalisten. Mit weniger Journalisten ginge die Dossierkompetenz der Redaktoren verloren, so Strehle.

Kompetenzen in einzelnen Themenbereichen wollen sich auch die Nachwuchsjournalisten aufbauen. Oliver Fuchs ist ebenfalls Maz-Diplomstudent. Zuvor hat er in Genf internationale Beziehungen studiert und bei der SRG als Praktikant gearbeitet. «In zehn oder fünfzehn Jahren möchte ich in ein oder zwei Themengebieten der Spezialist sein.»

Für Nicolas Bollinger, Volontär beim Bieler Tagblatt, geht die Spezialisierung in eine andere Richtung. Er mag die Vielfalt der Themen, möchte sich aber stilistisch entwickeln. «Der Journalist muss zu einer unverwechselbaren Marke werden», sagt Nicolas Bollinger. Yael Debelle kann sich beim Beobachter in verschiedene Themen vertiefen. Sie hat Zeit für Recherchen. Das schätzt die 31-jährige Baslerin.

Zwischen Leidenschaft und Realität

Die jungen Journalisten von morgen nehmen die schwierigen Bedingungen in diesem Beruf hin. «Ich bin bereit, nicht so viel zu verdienen und trotzdem viel zu arbeiten», sagt Yael Debelle. Es sei halt viel Leidenschaft dabei. Ähnlich denkt Nicolas Bollinger. Wenn er seinen Lohn mit Volontären in anderen Branchen vergleiche, «dann könnte ich schon neidisch werden. Aber tauschen möchte ich nicht, dafür bin ich zu gerne Journalist».

Fast alle der Maz-Studenten sind während der zweijährigen Ausbildung bei einem Verlag als Volontäre angestellt. Alle zwei Jahre stellt auch der Tages-Anzeiger jeweils zwei Studierende des Maz-Lehrganges an, bezahlt ihnen die Ausbildung und stellt sie während der Arbeitszeit frei für die Maz-Kurse. Für Tages-Anzeiger-Chefredaktor Strehle ist klar: «Bei der Ausbildung wollen und können wir nicht sparen.»

Schwarze Schafe

Dass die Ausbildung bezahlt wird und die Volontäre während der Arbeitszeit die Kurse besuchen, dies sei heute nicht mehr selbstverständlich, bedauert Stefanie Vonarburg von der Medien-Gewerkschaft Syndicom: «Wir wissen, dass einige Volontäre nur Teilzeit angestellt sind und die Ausbildungskurse während ihrer Freizeit besuchen müssen.»

Den Studenten des aktuellen Jahrgangs geht es glücklicherweise besser. Die Kurse am Maz sind Bestandteil ihres Volontariats. Und ihre Arbeitgeber beteiligen sich an den Kosten. Wie viel sie bezahlen ist allerdings unterschiedlich. Die Spanne reicht von 50 bis 100 Prozent Beteiligung an den Studienkosten. Letzteres allerdings nur, wenn man zwei weitere Jahre für den Verlag arbeitet.

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