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Wirtschaft Kontingente für Arbeitskräfte aus Entwicklungsländern

Arbeitskräfte sind die ungenutzte Ressource unserer Zeit. Das sagt der Princeton-Professor Dani Rodrik. Wenn Industriestaaten wie die Schweiz Arbeitskräfte aus Schwellen- und Entwicklungsländern ins Land liessen, könnten sie profitieren und erst noch Entwicklungshilfe sparen.

Die Schweiz, EU-Länder oder die USA sollten zeitlich begrenzte Arbeitsvisa für Menschen aus Schwellen- und Entwicklungsländern ausstellen. Das schlägt der türkisch-amerikanische Ökonom Dani Rodrik vor, der an der renommierten Universität Princeton lehrt. Ausgebildete, aber auch ungelernte Arbeitskräfte sollen bis zu fünf Jahre in einem westlichen Land arbeiten können. Effektiv wäre es wohl so, dass Arbeitskräfte ohne jegliche Bildung wenig Chancen auf einen Job hätten.

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Dani Rodrik über Kontingente (engl.)
Aus ECO vom 07.03.2014.
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Wichtig sei, sagt Rodrik, dass die Zahl der Arbeitsmigranten nicht mehr als drei Prozent der Erwerbstätigen des Empfängerlandes überschreite. Nach Ablauf der Aufenthaltsbewilligung müssten die Menschen in ihre Heimatländer zurückkehren. Dafür brauche es Sanktionsmöglichkeiten: Länder, deren Staatsangehörige nicht heimreisten, würden in einer Folgerunde mit einer Kürzung ihrer Kontingente bestraft. Oder der Lohn von nicht-rückkehrwilligen Arbeitskräften würde auf einem Sperrkonto zurückbehalten.

Grosse Gewinne

Ein solches System würde der Weltwirtschaft jährliche Gewinne von schätzungsweise 360 Milliarden Dollar einbringen – viel mehr als der Abbau sämtlicher Handelshemmnisse oder der Abschluss der Doha-Runde. Das schreibt Rodrik in seinem Buch «The Globalization Paradox: Why Global Markets, States and Democracy can’t coexist».

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Dani Rodrik über Arbeitsbedingungen (engl.)
Aus ECO vom 07.03.2014.
abspielen. Laufzeit 36 Sekunden.

Arbeitskräfte seien die ungenutzte Ressource der heutigen Zeit. Rodrik vergleicht das Potential mit der Liberalisierung des Handels, die für steigenden Wohlstand sorgte: Einkommen würden weltweit steigen, wenn entwickelte Länder ihre Einwanderungsgesetze für Arbeitskräfte aus Schwellen- und Entwicklungsländern grosszügiger gestalten würden. Längst profitierten Industriestaaten ja von Arbeitskräften mit niedrigen Löhnen, indem sie Spielzeug oder Kleider beispielsweise aus asiatischen Ländern importierten. Wenn stattdessen Arbeitskräfte kämen, würden sie unter menschenwürdigen Bedingungen produzieren.

Flexible Systeme

Wichtig sei, dass Systeme flexibel seien und den Bedürfnissen der Empfängerländer gerecht würden. Deshalb sieht Rodrik auch kein Problem darin, wenn Arbeitsvisa nur Alleinstehenden vergeben würden, um einer dauerhaften Immigration entgegenzuwirken: «Wenn Programme so ausgestaltet werden, um Befürchtungen von Empfängerländern zu zerstreuen, ist das in Ordnung.» Viele Menschen in Schwellen- und Entwicklungsländern würden noch so gerne eine solche ökonomische Chance ergreifen, um später in der Heimat eine Familie gründen oder ein Business aufbauen zu können.

Industriestaaten wiederum könnten nicht nur von günstigen Arbeitskräften profitieren, sondern sogar einen Schritt weiter gehen, sagt Rodrik: «Wenn ich wählen könnte, würde ich sagen, dass sie ihre Entwicklungshilfe-Budgets streichen sollten zu Gunsten von grosszügigeren temporären Arbeitsvisa-Programmen».

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