Ein Akku zu einem Drittel des Ursprungspreises, Markenkleider mit 50 Prozent Rabatt: Solche Angebote finden Schnäppchenjäger im Internet. Doch manchmal täuschen ansprechende Produktbilder und schickes Design. Statt seriöser Onlinehändler stecken dahinter Fake-Onlineshops. Die Betrüger schicken den Kunden nicht die angepriesenen Markenprodukte, sondern minderwertige Ware oder gar nichts.
Es gibt unzählige solcher Fake-Onlineshops. Werden sie entdeckt und enden sie auf die Domain «.ch», löscht sie die Schweizer Registrierungsstelle für Internetadressen Switch. 2016 waren es 700, ein Jahr später 6100, 2018 bereits rund 6400.
Vor einigen Jahren konnte man die betrügerischen Seiten noch leicht erkennen – etwa an Rechtschreibfehlern oder schlechten Fotos. Heute sind es teils ziemlich exakte Kopien echter Seiten, wie Michael Hausding von Switch sagt. Wie viele Schweizer schon Opfer solcher Seiten wurden, weiss niemand.
Die Internetadressen, auf denen Fake Onlineshops erscheinen, sind meist solche, für die ihre früheren Besitzer nicht mehr bezahlen und die dann frei werden. Der Bieler SP-Gemeinderat Cédric Némitz etwa vergass einmal die Rechnung für seine Seite zu zahlen und plötzlich wurden dort Turnschuhe zu Spottpreisen angeboten. Bei Krimiautorin Katja Montejano passierte dies auf der alten Internetseite. Sie ging zur Polizei. Switch löschte den Shop. Doch Wochen später setzten Betrüger erneut einen Shop drauf. Switch löschte ihn wieder. Das passierte noch ein paar Mal.
Ziel der Betrüger ist nicht nur das Geld
Für die Betrüger lohne sich das Geschäft, heisst es von Switch. Selbst wenn ein Fake-Onlineshop nur ein Paar Turnschuhe verkauft und dann vom Netz genommen wird, verdienten die Kriminellen damit Geld. Denn für sie koste es nur ein paar Franken eine solche Seite zu erstellen – oder eher erstellen zu lassen. Meist machen dies Computerprogramme vollautomatisch, erklärt Daniel Nussbaumer, Chef Cyberkriminalität von der Kantonspolizei Zürich. Die Programme finden selbstständig nicht mehr gebrauchte Internetseiten, registrieren sie neu und setzen gleich auch einen Fake-Onlineshop darauf.
Die Betrüger wollen nicht nur das Geld, sondern auch die Daten der Kunden. Teils buchen sie erst Monate später Beträge von Kreditkarten ab, sagt Nussbaumer. Oder sie nutzen Namen und Adressen der Opfer, um unter deren Identitäten neue Fake-Onlineshops zu eröffnen. Einige verkauften die Daten auch im Darknet.
Fake-Onlineshops lassen sich erkennen. Die Preise dort sind unrealistisch tief. Oder es gibt nur eine dubiose Email-Anschrift oder eine erfundene Adresse. Oft findet sich weder Name noch Adresse.
Ebenso verdächtig ist, wenn man bei einem «.ch»-Shop mit ausländischen Währungen zahlen kann. Oft fehlt ein Impressum oder es ist in verschiedenen Sprachen verfasst. Und schliesslich sollte man stutzig werden, wenn die Internetadresse nicht zum Angebot des Shops passt – wenn etwa in der Internetadresse «Coiffeur-Shop» steht, auf der Seite aber Schuhe verkauft werden.
Glaubt man, bei einem Fake-Onlineshop eingekauft zu haben, sollte man die Transaktion bei der Bank oder der Kreditkartenfirma möglichst schnell stoppen lassen. Ist das Geld schon überwiesen, wird es schwieriger. Doch manchmal sind Kreditkartenfirmen kulant. Auf jeden Fall sollte man Anzeige bei der Polizei machen, rät diese.