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Luxusprodukte in Krisenzeiten Exporte brechen massiv ein

Die Exportzahlen sind im April eingebrochen. Besonders ausgeprägt ist der Rückgang bei der Uhren-Industrie. Dort nahmen die Exporte im Vergleich zum Vormonat um gut 72 Prozent ab. Dies nicht zuletzt, weil die Hersteller von Luxusuhren den Onlinehandel bislang nur zögerlich ausgebaut haben.

Die Exporte der Schweiz sind im April um insgesamt 11.7 Prozent zurückgegangen. Auch die sonst sehr krisenresistente Pharma-Industrie musste mit einem Minus von 4.8 Prozent Federn lassen. Besonders stark gingen die Exporte der Uhren-Hersteller zurück. Im Vergleich vom Vormonat März exportierte diese Branche gut 72 Prozent weniger Uhren.

Online-Handel wurde unterschätzt

In Krisenzeiten geht die Nachfrage nach Luxusprodukten meist schnell und in ausgeprägter Weise zurück. Und die meisten der Schweizer Manufakturen produzieren Uhren im Luxussegment. Doch der Einbruch hätte weniger dramatisch ausfallen können, wenn die Industrie die Zeichen der Zeit früher erkannt hätte, sagt Oliver Müller, Unternehmensberater mit Fachgebiet Luxusprodukte.

So verkauft zum Beispiel Omega, die Luxusmarke der Swatch-Gruppe, erst seit kurzem ihre Uhren auch online. Oliver Müller erklärt: «Omega hat innert sechs Wochen ihr gesamter E-Commerce in Europa ausgerollt. Das hätte normalerweise zwei bis drei Jahre gedauert.» Viele bedeutende Hersteller sehr teurer Luxusuhren sind aber im Online-Handel nach wie vor praktisch inexistent.

Der Verband der Schweizer Uhrenhersteller geht davon aus, dass der Online-Handel auch bei Luxusuhren an Bedeutung gewinnen wird. «Aber der traditionelle Verkauf über die Ladentheke wird auch in Zukunft wichtiger sein als der Online-Verkauf», sagt Verbandspräsident Jean-Daniel Pasche.

Ausbleibende Touristen setzten der Branche zu

Was der Uhrenbranche nebst den zeitweise geschlossenen Verkaufsläden besonders zusetzt, sind die ausbleibenden Touristen. Insbesondere die asiatischen Touristen, welche dieses Jahr kaum mehr nach Europa reisen, wiegen schwer. Sie generieren nicht nur in den Schweizer Fachgeschäften hohe Umsätze, sondern auch an Touristen-Hotspots in europäischen Städten oder in Duty-Free Läden an den Flughäfen. Jean-Daniel Pasche bestätigt: «Wenn der Tourismus tot ist, ist dass für die Uhrenindustrie sehr schwierig.»

Die Aussichten für die Uhrenbranche sind unsicher. Eine zweite Infektionswelle könnte den Konsum erneut bremsen, besonders dann, wenn die Verkaufsläden erneut schliessen müssten. Ganz allgemein gehen die meisten Prognosen jedoch von einer Erholung der Wirtschaft im Jahre 2021 aus. Dies dürfte dann auch der Uhrenbranche zu einem Aufschwung verhelfen.

Tagesschau, 26.5.2020, 19:30 Uhr

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