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Nach Ende des Rettungsschirms Wie es um die einstigen Euro-Krisenländer steht

Den meisten Staaten geht es dank dem Euro-Rettungsschirm besser. Doch es gibt grosse Unterschiede in der Entwicklung.

«Whatever it takes» - Was immer nötig ist: Im Juli 2012 sprach Mario Draghi die entscheidenden Worte. Der Chef der Europäischen Zentralbank sendete damit das entscheidende Signal an die Märkte: «Wir werden den Euro um jeden Preis retten.» Ab diesem Moment wendete sich das Blatt in der Euro-Krise, die Spekulationen auf Staatsanleihen fanden ein Ende.

Eine komplexe Krise

Die Euro-Krise, eine komplexe Kombination aus Banken-, Wirtschafts-, und Staatsschuldenkrise, nahm 2009 in Athen ihren Anfang. Der neu gewählte Premierminister Giorgos Papandreou legte Vertuschungen der Vorgängerregierung auf den Tisch: Das Staatsdefizit sei nicht wie ursprünglich angekündigt fünf Prozent, sondern betrage mit zwölf Prozent mehr als das Doppelte. Es war der Ursprung der Staatsschuldenkrise, in deren Folge fünf Länder der Euro-Zone unter den Euro-Rettungsschirm gestellt wurden.

Quelle: Eurostat, 20.08.2019 Wirtschaftsleistung Griechenland 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 -7.3 -3.2 0.7 -0.4 -0.2 1.5 1.9

Griechenland musste am stärksten unterstützt werden, knapp 200 Milliarden Euro erhielt das Land aus dem Rettungsschirm, Spanien knapp 40 Milliarden, Portugal knapp 26 Milliarden, Irland rund 18 Milliarden und Zypern über 6 Milliarden Euro. Die Krise hatte verschiedene Ursachen, jedes Land hatte mit eigenen Problemen zu kämpfen, wie Wirtschaftshistoriker Tobias Strauman sagt.

Tobias Straumann

Historiker

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Tobias Straumann ist Professor für Wirtschaftsgeschichte an der Universität Zürich. Zu seinen Fachgebieten gehören die Schweizer Wirtschaftsgeschichte und -politik sowie die europäische Geld- und Finanzgeschichte.

Griechenland: «Das Land war höchst überschuldet und die Wirtschaft zu schwach, um die Krise aus eigener Kraft meistern zu können. Die Exporte waren gering, die Krisenanfälligkeit hoch, Griechenlands Wirtschaft die schwächste im Euroraum. Das Geld, das Griechenland gesprochen wurde, diente aber primär dazu, die bestehenden Kredite und Schulden gegenüber den Banken im Norden aufrecht zu erhalten und so zu verhindern, dass die Krise ganz Europa in Mitleidenschaft zog.»

Spanien: «Hier gab es eine gewaltige Immobilienkrise, sie hat das inländische Bankensystem ins Straucheln gebracht. Man brauchte enorm grosse Kredite, um die Banken zu stabilisieren. Die Krise wäre deutlich dramatischer ausgefallen, wenn Spanien nicht unterstützt worden wäre.»

Irland: «Irland war früh von der globalen Wirtschaftskrise betroffen, ein Dominoeffekt setzte ein. Erst platzte die Immobilienblase, in der Folge gerieten die irischen Banken in grosse Schwierigkeiten. Das meiste Geld aus dem Rettungsschirm ist dann in die Stützung der Banken geflossen.»

Portugal : «Das Land hatte ein sehr schwaches Wachstum vor der Krise, die Staatsverschuldung war hoch. Die Krise schwappte von Spanien hinüber, der Staat musste horrende Summen für Kredite bezahlen. Portugal erhielt deshalb Kredite zu vernünftigen Konditionen.»

Zypern : «Das Land war ein Opfer der Griechenlandkrise. Die beiden Länder haben traditionell enge Verbindungen, die Banken sind eng miteinander verflochten. So schwappte die griechische Krise auch nach Zypern.»

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