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Wirtschaft Nicht ohne meine Boni: Ackermann will nichts zurückzahlen

Der frühere Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann will nicht freiwillig auf die von Deutschlands grösstem Geldhaus einbehaltenen Bonuszahlungen verzichten. Er könnte zwar durchaus grundsätzlich von Ansprüchen absehen, wolle dies aber mit Rücksicht auf andere frühere Manager des Instituts nicht tun.

Der frühere Vorstandssprecher der Deutschen Bank, Josef Ackermann, will von seinem Ex-Arbeitgeber erhaltene Boni nicht zurückzahlen. «Es ist überhaupt nicht die Rede davon, Boni zurückzuzahlen», sagte er beim Wirtschaftsforum 2016 der Süddeutschen Zeitung in Berlin. Die Frage sei, ob die Teile, die bislang nicht ausgezahlt wurden, «freiwillig in der Bank gelassen werden».

Er könnte zwar durchaus grundsätzlich von Ansprüchen absehen, wolle dies aber mit Rücksicht auf andere frühere Manager des Instituts nicht tun. «Das kann ich gar nicht», sagte Ackermann.

Die heilige Familie

Er verwies darauf, dass er 2008 auf Bonuszahlungen von fünf Millionen Euro verzichtet habe. Damit habe er indirekt Druck ausgeübt auf alle seine Kollegen. Er könne heute, «wo ich draussen bin», nicht etwas sagen, was andere moralisch verpflichte, sagte Ackermann. Er habe aber mehrfach bewiesen, dass er bereit sei, einen Beitrag zu leisten.

«Mir fällt da kein Stein aus der Krone, wenn ich auf etwas verzichte.» Das Zusammenstehen in der Familie sei für ihn heilig, sagte Ackermann. Das Thema sollte zwischen Aufsichtsrat und Vorstand hinter verschlossenen Türen geklärt werden.

«Man hat mich unter Druck gesetzt»

Solche Fragen seien etwas, was intern in der Bank geklärt werden sollte, sagte Ackermann. Aber offenbar habe man ihn unter Druck setzen wollen. «Man merkt die Absicht, aber man ist verstimmt», sagte er. Ob er gegebenenfalls zur Verteidigung seiner Ansprüche auch vor Gericht ziehen würde, sagte Ackermann nicht.

Er verteidigte aber seine Politik als Vorstandssprecher in der Bank seit 2002 und auch das seinerzeit massiv ausgebaute Engagement im Investmentbanking. Die Deutsche Bank sei damit ohne Staatshilfen durch die Finanzkrise gekommen und habe auch während dieser Zeitgut verdient. Dass in der Bankenbranche in Verbindung mit der Finanzkrise Fehler gemacht wurden, sei allerdings auch klar.

Deutsche Bank will weiter «persönlich zur Kasse bitten»

In Finanzkreisen hatte es geheissen, die Deutsche Bank prüfe weiterhin, ob sie frühere Vorstände für die Verfehlungen des Geldhauses persönlich zur Kasse bitten kann. Eine Entscheidung dazu sei aber noch nicht gefallen, sagten mehrere mit der Sache vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters.

Zwei der Insider betonten, eine Anwaltskanzlei schaue sich schon länger unter anderem die Arbeitsverträge der einstigen Manager an. Es gehe nicht nur um die Frage, ob eingefrorene Boni – die normalerweise mit Zeitverzögerung ausgezahlt werden – gänzlich einbehalten werden dürften. Geprüft werde auch, ob bereits ausgezahlte Gelder zurückgefordert werden könnten.

Die Vorgeschichte

  • Die «Süddeutsche Zeitung» hatte von Absichten der Bank berichtet, von sechs Ex-Vorständen Boni in Millionenhöhe einzufordern. Betroffen sind der Zeitung zufolge etwa die beiden ehemaligen Chefs Josef Ackermann und Anshu Jain.
  • Von Jain, der vor seinem Aufstieg an die Konzernspitze 2012 viele Jahre das Investmentbanking geleitet hatte, wolle die Bank die höchste Summe einholen – einen zweistelligen Millionenbetrag.
  • Jain wollte sich zu dem Zeitungsbericht nicht äussern. Die Deutsche Bank lehnte einen Kommentar ebenfalls ab. Ein Sprecher verwies lediglich auf den Geschäftsbericht 2015, in dem die Bank offenlegt, dass der Aufsichtsrat jene Boni-Tranchen, die im vergangenen Jahr eigentlich zur Auszahlung fällig geworden wären, auf Eis gelegt hat.

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