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Wirtschaft Nokia will mit Schweizer Hilfe zurück nach oben

Nokia will wieder an die Weltspitze – dahin, wo der finnische Handyhersteller einst war. Elektronische Karten sollen aus der Krise führen. Und dafür sorgen, dass die Kasse wieder klingelt.

Der Handy-Hersteller Nokia war einmal die unbestrittene Nummer Eins. Der finnische Konzern verkaufte vier von zehn Mobiltelefonen weltweit. Doch innerhalb weniger Jahre stürzte Nokia ab; weil es das mobile Internet unterschätzte und den damit verbundenen Siegeszug der Smartphones.

Jetzt will Nokia zurück zum Erfolg, mit neuen Geräten, mit einem bei Microsoft eingekauften Betriebssystem, und einem Dienst – einer neuen Generation elektronischer Karten.

Ein Schweizer mit einer Leidenschaft

Michael Halbherr studierte an der ETH Zürich Physik, ging nach Boston ans MIT und nach Berlin. Auf diesem Weg wurde aus dem Wissenschaftler ein Informatiker, und dann unverhofft ein leidenschaftlicher Entdecker der Welt der Karten: «Ich hätte nicht gedacht, dass ich mich zwölf Jahre meines Lebens mit Karten beschäftige. Aber je mehr man sich damit beschäftigt, desto faszinierender wird das Thema.»

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Nokia setzt auf das Kartengeschäft – mit Schweizer Hilfe. (Charles Liebherr)
aus Echo der Zeit vom 13.03.2013.
abspielen. Laufzeit 4 Minuten 58 Sekunden.

Mit Kollegen gründete Halbherr in Berlin eine eigene Firma, die Karten-Dienste für Mobiltelefone entwickelte. Vor sechs Jahren übernahm Nokia die Firma und verschmolz sie mit Navteq, dem führenden Anbieter von Geo-Daten. Heute sitzt der Schweizer in der Geschäftsleitung von Nokia und soll dem einstmals grössten Handy-Hersteller der Welt helfen, das Tief, in dem dieser steckt, zu überwinden.

Das Rezept lautet «Augmented Reality». Das ist keine Vision, sondern bereits Realität. Gemeint ist die Kombination von Orten, Räumen, Objekten mit Informations-Quellen im Internet. «Karten werden immer präziser, immer detailgetreuer. Wir gehen von der klassischen, flachen Karte, wie wir sie heute kennen, die eigentlich sehr stark auf Strassen zentriert ist, zu Karten, die komplette, dreidimensionale Abbilder von Städten sind», erklärt Halbherr diese Entwicklung.

«Here» bald in jedem Nokia-Handy

Vier von fünf Autos mit eingebautem Navigations-System finden schon heute ihren Weg mit den elektronischen Karten von Nokia. Für Konsumenten als Geschäftsbereich von Nokia erkennbar geworden sind sie erst vor wenigen Wochen: Nokia-Karten haben mit «Here» einen eigenen Markennamen erhalten.

Vier Nokia-Smartphones liegen Kante an Kante aneinander.
Legende: Nokia will mit virtuellen Karten für Smartphones durchstarten. Reuters

Der nächste Entwicklungsschritt steht kurz bevor: Alle Nokia Handys sollen mit dem eigenen Kartendienst ausgeliefert werden. Damit sollen Kunden, die zu Apple oder Samsung abgewandert sind, wieder zurückkehren. Denn die elektronische Weltkarte in der Hosentasche ist ein Anfang.

Handys können mehr als nur den Weg weisen: Ausgerüstet mit GPS, Bewegungsmesser, Kompass und Kamera sind sie das zentrale Gerät fürs Suchen und Finden von Orten geworden. Diese Orte mit Informationen zu verbinden, darin habe Nokia  – noch – einen Vorsprung gegenüber Konkurrenten wie Apple oder Google, sagt Halbherr. «Wir haben vor mehreren Jahren entschieden, in dieses Gebiet zu investieren, weil wir glauben, dass mobile Endgeräte die Nutzer auf der nächsten Evolutionsstufe mit der Umwelt verbinden werden.»

Finnischer Handypionier in der Krise

Nokia schaffte es im letzten Jahrhundert fast im Alleingang, Millionen Menschen über das Mobil-Funknetz miteinander zu verbinden. Die finnische Firma kam vom Weg ab; verpasste es unter anderem, ein konkurrenzfähiges Smartphone zu entwickeln.

Der Nokia-Aktienkurs war letztes Jahr um 22 Prozent gesunken. Das Unternehmen verlor vor allem bei Smartphones weitere Marktanteile an Samsung und Apple. Wegen des teuren Konzernumbaus strich Nokia den Aktionären die Dividende.

Auch Nokia-Chef Stephen Elop bekam die Schwierigkeiten zu spüren. Der 2010 von Microsoft angeheuerte Manager verdiente 2012 mit 4,33 Millionen Euro nur gut halb so viel wie 2011. Elops Grundgehalt erhöhte sich zwar um rund fünf Prozent auf 1,08 Mio. Euro. Er erhielt aber weniger Aktienoptionen und keinen Bonus.

Die Hoffnung ist nun, dass sich die Geschichte wiederholt – unter neuen Vorzeichen: Standortbezogene Dienste sollen Nokia aus der Sackgasse führen; Karten, Wegbeschreibungen, ortbezogene Dienste sollen die Kunden zurück zu Nokia führen. Nur so kann sich Nokia noch von der Konkurrenz abheben.

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