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Weltgrösster Airbag-Produzent «Takata hat die Gefahr heruntergespielt»

Das Traditionshaus wusste um seine potenziell tödlichen Airbags – und versuchte, das Problem zu vertuschen. Der Schaden für die japanische Autoindustrie ist enorm, sagt Martin Fritz, Journalist in Tokio.

SRF News: Was bedeutet diese Insolvenz für Japan?

Martin Fritz: Das ist der grösste Zusammenbruch eines Industrieunternehmens in Japans Geschichte. Der Schaden beläuft sich auf ungefähr 10 Milliarden US-Dollar. Das schadet dem Ruf von Japans Industrie und dem Ruf von Takatas Kunden – vor allem den japanischen Autobauern, allen voran Honda, aber auch Toyota und Nissan. Die Verhandlungen über die Insolvenz haben auch deswegen so lange gedauert, weil die japanische Autoindustrie nicht noch grösseren Schaden nehmen wollte.

Takata musste weltweit 100 Millionen Airbags zurückrufen. Was genau war das Problem?

Jeder Airbag hat einen sogenannten Gas-Generator. Dort wird in Millisekunden Gas erzeugt, um den Luftsack zu füllen. Als einziger Hersteller hat Takata normalen Sprengstoff für diese Generatoren verwendet. Wird dieser Sprengstoff feucht, explodiert er zu stark und zerfetzt die Metallhülle des Generators. Die Metallteile fliegen dann wie bei einer Bombenexplosion durchs Auto und verletzen oder töten Fahrer und Beifahrer. Takata wusste schon lange von dieser Gefahr. Das Unternehmen hat sie aber heruntergespielt und auch Daten gefälscht, um die Gefahr zu verheimlichen.

Ein zurückgerufener Airbag in einem Honda (2016).
Legende: Das Rückrufdesaster bedeutet einen schweren Image-Schaden für die japanische Autoindustrie. Reuters

Wie geht es jetzt weiter mit Takata?

Die Auflösung des Unternehmens wird noch einige Zeit dauern (es soll an einen US-Zulieferer verkauft werden, Anm. d. Red). Aber der Name Takata wird bald verschwunden sein. Gründersohn Yujiro Takada könnte dann im Nachhinein Recht behalten. Das Unternehmen produzierte ursprünglich nur Sitzgurte und entschied dann in den 1960er-Jahren, auch Airbags zu produzieren. Der Gründersohn hat sich damals lange dagegen gewehrt. Er war der Ansicht, dass das Unternehmen pleitegehen würde, wenn etwas passiert. Diese gefährliche Brücke solle nicht beschritten werden. Posthum hat er Recht behalten.

Das Gespräch führte Hans Ineichen.

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