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Teure Emissionsrechte C02 könnte für Zementindustrie zur Belastung werden

Die Herstellung von Zement braucht viel Energie, und die Zementbranche stösst viel CO2 aus. Das kostet immer mehr.

Der meistgebrauchte Baustoff Zement besteht hauptsächlich aus Klinker, der mit viel Energie gewonnen werden muss. Und um Zement herzustellen sind Öfen nötig, die auf 2000 Grad Celsius geheizt werden. Diese stossen viel CO2 aus.

Emissionsrechte bisher kaum ein Kostenfaktor

Die Ratingagentur Moodys geht nun in einer neuen Studie davon aus, dass die grossen europäischen Zementhersteller, die irische CRH, die deutsche Heidelberg Cement und die französisch-schweizerische Lafarge-Holcim mit deutlichen Gewinnrückgängen rechnen müssen. Der Grund: Die Preise für CO2-Ausstossrechte in Europa sind in den vergangenen Monaten von rund 5 Euro pro Tonne auf über 20 Euro gestiegen.

Eine gewisse Anzahl Emissionsrechte erhält jeder grosse Emittent gratis. Braucht er mehr, muss er diese Rechte kaufen. Was bisher kaum ein Kostenfaktor war, könnte plötzlich ins Geld gehen.

Lafarge-Holcim-Chef Jan Jenisch in Grossaufnahme.
Legende: Lafarge-Holcim-Chef Jan Jenisch relativiert die Bedeutung des Emmissionshandels für den Konzern. Keystone

Der Chef von Lafarge-Holcim, Jan Jenisch, gab an der Telefonkonferenz zu den Geschäftszahlen fürs Quartal aber gelassen: Einerseits seien nur 10 Prozent der Gewinne des weltweit agierenden Konzerns vom Europäischen Emissionshandel betroffen.

Andererseits sei sein Unternehmen so gut aufgestellt, dass es von den höheren CO2-Preisen sogar indirekt profitieren werde. Schon heute sei die Zementproduktion von Lafarge-Holcim im Vergleich zur Konkurrenz umweltfreundlicher. Diese werde also sehr viel mehr mit den höheren Preisen kämpfen müssen.

Noch Rechte auf Vorrat

Und ein bisschen Zeit haben die Zementkonzerne in der Schweiz und auch in Europa ja noch. Die Preise für CO2-Emissionsrechte sind zwar bereits gestiegen. Die meisten Hersteller verfügen aber zurzeit noch über genügend solcher Rechte – wie auch Moodys feststellt. Erst wenn die Zahl der Rechte wie geplant langsam verknappt wird, könnte es wirklich eng werden.

Je höher der Preis der europäischen Emissionsrechte, desto wichtiger wird es sein, dass der europäische Emissionshandel bald mit anderen, zum Beispiel mit dem chinesischen verknüpft wird. Gelingt das nicht, droht die Industrie damit, den Beton da zu produzieren, wo die Emissionen nichts kosten und ihn von dort nach Europa zu importieren. Dem Klima wäre damit ganz und gar nicht geholfen.

Schweiz sitzt mit im Boot

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Was europaweit zum Thema wird, beschäftigt auch die Schweizer Zementhersteller: Die Emissionshandelssysteme der EU und der Schweiz werden voraussichtlich verknüpft. Auch hierzulande dürften die Preise für Emissionsrechte folglich steigen.

Fragt sich, ob die Zementhersteller die höheren Kosten an ihre Kunden weitergeben können. Kurzfristig wohl kaum, meint Stefan Vannoni, der Geschäftsführer des Verbands der Zementhersteller, Cemsuisse. Doch die Preise für die CO2-Rechte dürften weiter steigen. Und die Kosten dafür belasteten ein Unternehmen jedes Jahr wieder.

Die Zementindustrie wird also nicht darum herum kommen ihre Emissionen weiter zu reduzieren. Im letzten Jahr stiessen die Zementöfen rund 400'000 Tonnen CO2 aus. Das ist zwar fast zwei Drittel weniger als noch 1990, aber immer noch fast 4 Prozent des gesamten Schweizer Treibhausgasausstosses. Stefan Vannoni von Cemsuisse verspricht: «Die Zementindustrie wird in Zukunft ihre CO2-Emmissionen weiter senken.»

Dafür sorgten zwei wichtige Faktoren. Die Hersteller könnten zum einen die Zusammensetzung des Zements verbessern. Und zum zweiten können sie anstelle von fossilen noch mehr erneuerbare Brennstoffe einsetzen, um die Zementöfen zu beheizen.

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