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Zwenig Geld für die Krebsforschung bei Kindern
Aus Echo der Zeit vom 04.11.2019. Bild: Keystone
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Teure Studien Der Kinder-Krebsforschung fehlt es an Geld

Regulierungen erschweren die Arbeit der Krebsforschung. Es brauche ein Umdenken, finden Beteiligte.

Kinderkrebs gehört zu den seltenen Krankheiten. Es braucht verhältnismässig viele Forschungsprojekte für eine kleine Patientengruppe, das macht die klinische Forschung teuer. Erwachsenen-Medikamente sind schwierig anzuwenden, weil die Medikamente bei Kindern anders wirken.

In der Schweiz koordiniert die Pädiatrische Onkologie-Gruppe einen grossen Teil der Studien. 2.5 Millionen Franken Budget hat die gemeinnützge Organisation jährlich zur Verfügung. Zirka 40 Prozent davon finanziert der Bund. Der Rest wird hauptsächlich von Stiftungen getragen.

Finanzielle Situation spitzt sich zu

Die finanzielle Situation habe sich zugespitzt, sagt Direktorin Isabelle Lamontagne: «Rückblickend auf die letzten zehn Jahre, konnten wir die Zahl der Patienten, die von unseren Studien profitieren, um 80 Prozent steigern. Wir mussten für diesen Erfolg aber viermal mehr Mittel aufbringen.»

Die Schweiz schliesst sich meist internationalen Therapie-Studien an. Bereits hier beginnt die Arbeit. «Da müssen enorm viele Verträge ausgehandelt und geschrieben werden. Das generiert sehr viel Aufwand.»

Stofftier auf Spitalbett.
Legende: Die Krebsforschung bei Kindern fehlt es in der Schweiz teilweise an finanziellen Mitteln. Keystone

Steht eine Studie, muss sie in der Schweiz von mehreren Ethikkommissionen und von der Arzneimittelbehörde Swissmedic bewilligt werden. Bei der Anwendung muss jeder Schritt genauestens dokumentiert werden.

Dies bestätigt der frühere Präsident der pädiatrischen Onkologie-Gruppe, Professor Nicolas von der Weid. Er leitet die pädiatrische Onkologie und Hämatologie des Universitäts-Kinderspitals beider Basel. Oft brauche es für eine Krebsform mehr als eine Studie. Zum Teil gehe es aus juristischen Gründen zu wenig rasch vorwärts und koste somit auch mehr: «Hier könnte man sparen und man würde einige Monate für jede Studie gewinnen.»

Regulierungen machen Studie teurer

Als Beispiel nennt von der Weid eine Studie für eine besondere Art von Knochenkrebs bei Kindern und Jugendlichen, die in Europa 2008 fertig gestellt wurde. In der Schweiz konnte man sie erst 9 Jahre später eröffnen – hauptsächlich aus juristischen Gründen, so der Kinder-Onkologe.

Mehr Regulierungen machen eine Studie teurer. Der Kinderonkologe und die Direktorin der Pädiatrischen Onkologie-Gruppe sehen aber auch die Pharma-Industrie in der Pflicht. Zwar würden die Firmen vermehrt an Krebsmedikamenten forschen, aber vor allem an neuen, sagt Lamontagne.

Ältere oder neuere Medikamente?

Die Schweizerische Pädiatrische Onkologie-Gruppe setze nebst den neuen Medikamenten auch Hoffnung in ältere Krebs-Medikamente für Erwachsene, die auch bei Kindern – anders angewendet – wirksam und günstiger in der Entwicklung sind : «Die bisherigen Fortschritte haben wir eher mit älteren Medikamenten gemacht.»

Bei Roche forsche man durchaus auch mit älteren Medikamenten, sagt Sprecherin Nathalie Meetz: «Unser Expertenteam untersucht alle unsere Krebsmedikamente auf ihre mögliche Anwendung bei krebskranken Kindern. Da ist das Alter des Produkts nicht entscheidend.» Beispielsweise habe man ein Programm zu einem Medikament gegen Hirnturmore bei Kindern, welches älter und nicht mehr patentgeschützt sei.

Roche habe gesamthaft 9 Studien am Laufen, die die hauseigenen Krebsmedikamente bei krebskranken Kindern untersuchten, so Meetz weiter. Das Problem bleibt vielschichtig: Es braucht eine Sensibilierung bei den Pharmafirmen, finanzielle Mittel und straffere Prozesse.

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