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Wirtschaft «Twitter ist ein Spiel um Aufmerksamkeit»

Seit Juni 2006 können sich die Menschen mit 140 Zeichen weltweit mitteilen. Möglich macht dies der Kurznachrichtendienst Twitter. SRF-Digitalredaktor Guido Berger erklärt, warum Retweets wichtig sind und warum sich Twitter noch im Aufwind befindet.

SRF News Online: Welche Stellung nimmt Twitter in der Gesellschaft ein?

Guido Berger: Das Medium bietet einen direkten Zugang zu den Menschen und man kann direkt und ungefiltert lesen, was sie tun. Man kann schnell und direkt in einen riesigen, globalen Meinungspool eintauchen. Jeder kann, wenn er es einigermassen richtig macht, aus dem nichts heraus sehr viele Menschen erreichen. Twitter ist ein globaler Stammtisch.

Wodurch unterscheidet sich dieses Medium von Facebook?

Die Öffentlichkeit spielt bei Twitter eine viel wichtigere Rolle. Hier wird weniger das soziale Umfeld abgebildet, als die persönlichen Interessen.

Während man bei Facebook viele Inhalte sieht, die nur interessieren, weil sie von Freunden oder Verwandten stammen, trifft man bei Twitter eine Auswahl, die direkter den eigenen Vorlieben entspricht.

Wie wird Twitter von einem durchschnittlichen User genutzt?

Das kommt ganz darauf an, ob man mehr publiziert oder einfach konsumiert.

Die grosse Öffentlichkeit beeinflusst aber sicherlich das Verhalten der Nutzer. Beachtung ist bei Twitter zentral. Das Ziel ist eigentlich immer, dass eine Nachricht von anderen Nutzern retweetet wird, also weiterverbreitet und damit belohnt wird. Das spielt sicherlich immer im Hinterkopf beim Verfassen eines Tweets mit und treibt die Plattform auch an. Oft geht es darum, schneller und vielleicht auch unterhaltsamer zu sein als alle anderen. Twitter ist ein Spiel um Aufmerksamkeit.

Wird generell mehr konsumiert oder mehr publiziert?

Das kommt darauf an, was man alles zu einer Publikation zählt. Bei Twitter gibt es sicherlich viele Personen, die einfach nur lesen. Dazu kann man auf Tweets anderer reagieren, das heisst: diese kommentieren oder teilen. Gerade das Retweeten von Nachrichten ist ein Grund für den grossen Erfolg von Twitter. Man kann sich mitteilen, ohne selbst etwas verfassen zu müssen. Es ist sehr interaktiv und gleichzeitig unglaublich simpel.

Twitter spricht von 200 Millionen aktiven Nutzern. Im Vergleich zu Facebook mit 1,15 Milliarden Nutzern ist das eher bescheiden.

Zur Person

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Guido Berger ist Journalist und Leiter der Fachredaktion Digital bei SRF. Berger spürt die neusten Trends auf, erklärt, wie die digitale Welt funktioniert und wie sich unser Alltag verändert.

Twitter befindet sich immer noch im Wachstum und hat dabei gerade gegenüber Facebook einige Vorteile. So wurde es von Anfang an als mobile Anwendung konzipiert und musste nicht erst vom Desktop auf mobil umgewandelt werden. Während Twitter immer noch Wachstumspotential hat, bewegt sich Konkurrent Facebook auf einen Sättigungspunkt zu.

Aber lässt sich damit auch Geld verdienen?

Inzwischen wird mit sogenannten «Sponsored Tweets» Geld verdient. Dies sind Tweets, die im Newsfeed erscheinen, ohne das man den Absender abonniert hat. Diese Werbung muss nicht störend sein, da sie oft einfach in der Masse untergeht und vorbeirauscht. Von Seiten der Werber ist es deshalb aber auch schwierig, dieses Medium gut zu nutzen, da man beispielsweise keine grafischen Elemente einsetzen kann.

Dann wird Twitter beim Börsengang einen schweren Stand haben?

Der Börsengang wird meiner Meinung nach dieselben Diskussionen auslösen wie damals bei Facebook. Die einen werden davor warnen in ein Unternehmen zu investieren, welches erst wenig Umsatz macht und deshalb als überbewertet gesehen werden kann. Andere schauen mehr auf das Wachstumspotential. Twitter wird es aber einfacher haben, da die letzten Erfolge von Facebook gerade im Bereich der mobilen Werbung einige Skeptiker zum Umdenken gebracht haben könnten.

Vermehrt taucht Twitter auch als Quelle in Medien auf. Was spielt der Kurznachrichtendienst dort für eine Rolle?

Brot und Wasser eines Medienbetriebes ist die Quellenkritik. Die Geschwindigkeit und Anonymität von Twitter machen es aber schwierig, Quellen zu verifizieren. Dadurch passieren auch immer wieder Fehler. Ich denke aber, dass dies noch eine Kinderkrankheit ist und Journalisten lernen werden, damit umzugehen. Gerade für Prominente ist genau das aber attraktiv, weil sie dank Twitter weniger auf Boulevardblätter angewiesen sind und ihre Sicht der Dinge direkt an Millionen Follower verbreiten können.

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