Der Handelsstreit zwischen der USA und China spitzt sich heute weiter zu. Das Büro des US-Handelsbeauftragten veröffentlichte heute die definitive Liste der 1’102 chinesischen Produkte, die mit Zöllen belegt werden sollen. Bereits ab dem 6. Juli sollen diese auf die ersten 818 Produkte erhoben werden. Insgesamt haben diese einen Handelswert von 34 Milliarden Dollar.
Geistiges Eigentum im Visier
US-Präsident Trump kündigte diese Massnahme bereits am 22. März ein erstes Mal an. Seither schaukelt sich der Konflikt zwischen den USA und China, zumindest auf rhetorischer Ebene, hoch. Die heute beschlossenen Zölle seien eine Antwort auf die erzwungenen Transfers von geistigem Eigentum in China, schreibt die zuständige US-Behörde in ihrer Mitteilung.
Damit ausländische Firmen in China erst tätig werden können, sind sie verpflichtet gewisse Kooperationen mit staatlichen oder halbstaatlichen chinesischen Unternehmen einzugehen. Dadurch, so kritisieren viele Unternehmen, fliesst eine beträchtliche Menge an Know-how an den chinesischen Staat.
Die heutige Eskalation des Streits beunruhigt Jan-Egbert Sturm, Leiter der Konjunktur-Forschungsstelle KOF der ETH Zürich. «Ich glaube, wir sind alle Verlierer von dieser Art von Konflikt. Diese Handelskonflikte können kaum Gewinner haben», sagt er gegenüber SRF. Zwar könnten innerhalb eines Landes durchaus einzelne Branchen von solchen Massnahmen profitieren. Allerdings seien solche Massnahmen gesamtwirtschaftlich nicht sinnvoll und nicht effizient.
Auch die Schweiz als potenzielle Verliererin
«Der Handelskonflikt hat Auswirkungen auf die gesamte Weltkonjunktur», sagt KOF-Leiter Sturm weiter. «Einer der Gründe, warum wir in den letzten Jahrzehnten gewachsen sind, ist die Globalisierung, auch die Internationalisierung.» So seien Wertschöpfungsketten heute ganz anders als noch vor einigen Jahren. Tatsächlich ermöglichen es sinkende Transportkosten seit Jahren, spezifische Standortvorteile konsequent zu nutzen und Produktionskosten weiter zu senken.
Als Konsequenz dieser Entwicklungen sieht Sturm auch das Wachstum in der Schweiz gefährdet. «Die Schweiz hat es schon schwierig. Es sind nicht nur China und die USA, die für uns wichtig sind, sondern auch Europa selber. Es sind diese drei grossen Blöcke, die jetzt miteinander in einer gewissen Art von Konflikt stehen.»
Die Schweizer Wirtschaft exportierte 2016 Waren und Dienstleistungen im Wert von 434 Milliarden Franken. Das sind gut zwei Drittel der Schweizer Wirtschaftsleistung (Bruttoinlandprodukt). Allerdings hat die Schweiz selber nur wenig Möglichkeiten, Einfluss auf die Geschehnisse zu nehmen. « Für die Schweiz ist es wichtig, sich weiterhin so gut und so offen wie möglich zu positionieren», folgert Jan-Egbert Sturm.