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Vaterschaftsurlaub in Trend Die Wirtschaft legt vor

Der Bundesrat will keinen Vaterschaftsurlaub. Anders die Wirtschaft: Nun führt auch Coop eine dreiwöchige Papizeit ein.

Das Wichtigste in Kürze:

  • Mit dem neuen Coop-Gesamtarbeitsvertrag erhalten Mitarbeiter drei Wochen Vaterschaftsurlaub.
  • Auch andere Unternehmen – wie die Migros, Ikea oder die Axa-Versicherung – kennen einen Vaterschaftsurlaub zwischen drei Wochen und einem Monat.
  • Der Bundesrat lehnt eine Volksinitiative ab, die einen Vaterschaftsurlaub von 20 Arbeitstagen fordert.

Bei Coop arbeiten rund 37'000 Angestellte. Gut ein Drittel davon sind Männer. Bisher hatten sie eine Woche Vaterschaftsurlaub zugute. Mit dem neuen Gesamtarbeitsvertrag, der nächstes Jahr in Kraft treten wird, werden es drei Wochen sein.

Das Bedürfnis nach einem längeren Vaterschaftsurlaub habe in letzter Zeit zugenommen, sagt Coop-Sprecher Ramón Gander. «Deshalb haben wir uns zu diesem Schritt entschieden.» Wer will, kann zwei Wochen unbezahlten Vaterschaftsurlaub an die drei Wochen anhängen.

Bei den Arbeitgebern stossen wir mit der Forderung nach einem Vaterschaftsurlaub zunehmend auf Unterstützung.
Autor: Adrian Wüthrich Präsident Travail Suisse

Auch die Frauen werden bessergestellt: Ab dem dritten Dienstjahr erhalten sie 16 Wochen Mutterschaftsurlaub – statt der gesetzlichen 14 Wochen. Das freut Adrian Wüthrich, den Präsidenten der Gewerkschaft Travail Suisse und einer der Sozialpartner von Coop. Die Sozialpartner hätten erkannt, dass sich die Gesellschaft verändere. Für die Arbeitnehmer sei es ein Anliegen, dass der Vaterschaftsurlaub ausgebaut werde. «Bei den Arbeitgebern stossen wir mit dieser Forderung zunehmend auf Unterstützung.»

Coop ist tatsächlich nicht allein. Die Migros kennt den dreiwöchigen Vaterschaftsurlaub bereits. Bei Ikea Schweiz gibt es neuerdings gar einen Monat bezahlten Vaterschaftsurlaub, und wer will, kann einen zweiten Monat anhängen, der zur Hälfte bezahlt wird.

«Handlungsbedarf bei KMU»

Bei der AXA-Versicherung können Väter seit diesem Jahr ebenfalls einen Monat lang zu Hause bei ihrem Kind und ihrer Partnerin blieben. Doch Gewerkschafter Wüthrich relativiert: «Es sind vor allem die Grossunternehmen, die einen guten Vaterschaftsurlaub anbieten.» Das sei natürlich zu begrüssen. «Gleichzeitig stellen wir aber auch fest, dass bei den kleinen und mittleren Unternehmen noch Handlungsbedarf besteht.»

Denn diese könnten oftmals keinen Vaterschaftsurlaub finanzieren. Deshalb würden die sozialpartnerschaftlichen Regelungen nicht genügen, sagt Wüthrich. Seine Gewerkschaft hat zusammen mit anderen Organisationen im Juli eine Initiative eingereicht, die einen gesetzlichen Vaterschaftsurlaub von 20 Arbeitstagen fordert. Bezahlt würde dieser über Lohnprozente, ähnlich wie bereits die Mutterschaftsversicherung.

Bundesrat sagt Nein

Doch der Bundesrat hat die Initiative letzte Woche abgelehnt. Politisch ist als nächstes das Parlament am Zug, dann das Volk. Und in der Wirtschaft wird sich zeigen, ob sich auch andere Unternehmen freiwillig dem sozialpartnerschaftlichen Trend hin zum Vaterschaftsurlaub anschliessen.

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