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Verstrickung im Fall Cohen Novartis-Berater verdiente viel – und nützte wenig

  • Der umstrittene Trump-Anwalt Michael Cohen hat nach Recherchen von Radio SRF mit seinem Essential-Consultants-Mandat viermal mehr verdient, als herkömmliche Lobbyisten der Novartis.
  • Auch US-Senator Ron Wyden fordert Auskunft darüber, wofür Novartis Essential Consultants so viel Geld bezahlt hat.
  • Novartis betont, man habe Cohen als Berater engagiert – und nicht als Lobbyist.

Rund vier Dutzend externe Lobbyisten arbeiten in den USA für den Schweizer Pharmakonzern Novartis. Keiner von ihnen hat monatlich je so viel Geld erhalten wie Michael Cohen, der unter Beschuss stehende Anwalt von Präsident Donald Trump. Novartis zahlte Cohens Firma, der Essential Consultants, über ein Jahr 1,2 Mio. Dollar – 100'000 Dollar pro Monat (genauer: je 99’980 Dollar).

Zum Vergleich: Der höchste Betrag, den Novartis einem externen Lobbyisten seit der Amtseinsetzung Trumps zahlte, betrug 80'000 Dollar – für drei Monate wohlverstanden. Die «normalen» individuellen Lobbying-Beträge der Novartis belaufen sich in den USA pro Jahr auf zwischen 100'000 und 200'000 Dollar.

Cohen bringt nichts

In den USA müssen alle Lobbyingverträge mit externen Lobbyisten vierteljährlich offengelegt werden. Das US-Onlineportal Statnews, das auf die Pharmabranche fokussiert, hat die Offenlegungen ausgewertet. Einzig PricewaterhouseCoopers hat demnach 2017 eine höhere Zahlung erhalten: nämlich 950’000 Dollar im Zusammenhang mit Steuerfragen.

Die Firma Essential Consultants von Michael Cohen war in Washington nicht als Lobbyistin akkreditiert. Novartis betont denn auch, man habe Cohen als Berater engagiert – und nicht als Lobbyist. Als man im März 2017 Cohen erstmals getroffen habe, habe man gemerkt, dass dieser Novartis nichts bringe. Aus dem Vertrag aussteigen konnte man jedoch nicht mehr. Der Vertrag mit Essentials Consultants lief bis Februar 2018.

US-Senator verlangt Auskunft

Am Mittwochmorgen nun trat der Chefjurist von Novartis, Felix Ehrat, wegen der Affäre zurück. Er und der ehemalige CEO von Novartis, Joe Jimenez, hatten den Vertrag mit Cohen unterschrieben. Am Montag kommunizierte Novartis CEO Vas Narasimhan zudem mit 5000 seiner Topmanager, um die Affäre zu erklären. Schon letzte Woche hatte Narasimhan erklärt, der Vertrag mit Cohen sei ein Fehler gewesen.

In den USA ist Novartis zudem mit Fragen von Senatoren konfrontiert. So will beispielsweise Senator Ron Wyden Auskunft darüber, wofür Novartis Essential Consultants so viel Geld bezahlt habe. Und ob das Zulassungsverfahren des Medikamentes Kymriah etwas mit der Zahlung zu tun habe. Auf Anfrage von Radio SRF bestätigt Novartis den Brief von Senator Wydon. Man kooperiere mit dem Senator. Das Zulassungsverfahren für das Medikament Kymriah sei aber nie Gegenstand der Vereinbarung mit Cohen gewesen, versichert ein Novartis-Sprecher. Der Listenpreis von Kymriah beträgt laut der Agentur Bloomberg 475’000 Dollar.

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