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Wirtschaft Vom Wasser aufs Land: Schweizer Schifffahrt sucht neue Märkte

Mehr unternehmerischer Geist, dafür weniger Zuschüsse der öffentlichen Hand: Dies wünscht sich Verbandspräsident Stefan Schulthess von den Schweizer Schifffahrtsgesellschaften. Im eigenen Betrieb auf dem Vierwaldstättersee kommt er ohne Subventionen aus – indem er neue Märkte erschlossen hat.

1823, vor beinahe 200 Jahren, kam das erste Dampfschiff in der Schweiz zum Einsatz. Es hiess «Guillaume Tell» und verkehrte auf dem Genfersee. Halb so alt ist die Tradition, hiesige Schifffahrtsgesellschaften mit öffentlichen Geldern zu unterstützen.

Mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs 1914 ging die Blütezeit, die um die Jahrhundertwende eingesetzt hatte, zu Ende. Die Binnenschifffahrt bekam den erliegenden Tourismus in Europa ebenfalls zu spüren. Seither sind die Betreiber, so eine Studie zur Wertschöpfung der Branche, «fast durchwegs von öffentlich-rechtlichen Mitfinanzierungs-Strukturen abhängig».

Mehr Unternehmertum gefordert

Die Subventionen sind Leistungsentschädigungen, sofern Gesellschaften Strecken des öffentlichen Verkehrs anbieten. Weitaus häufiger unterstützt die öffentliche Hand indes den defizitären touristischen Verkehr – obwohl dieser nicht abgeltungsberechtigt ist.

Video
SGV-Geschäftsführer Stefan Schulthess zum Wandel
Aus ECO vom 26.05.2014.
abspielen. Laufzeit 1 Minute 48 Sekunden.

Die Gelder sichern den Betreibern das Überleben, fördern aber kaum den unternehmerischen Geist. Stefan Schulthess, der Verbandspräsident der Schweizerischen Schifffahrtsgesellschaften, wünscht sich deshalb von seinen Mitgliedern mehr Mut und betriebswirtschaftliches Denken. Um die Abhängigkeit von Subventionen zu verringern, gebe es «keinen anderen Weg» als zu versuchen, in unterschiedlichen Märkten tätig zu sein.

Als Geschäftsführer der Schifffahrtsgesellschaft auf dem Vierwaldstättersee (SGV) zeigt er, wie dies geht. Die SGV ist mittlerweile ein Mischkonzern, zu dem neben dem klassischen Geschäft zwei eigenständige Tochterunternehmen gehören: eine Schiffswerft und ein Gastronomie-Betrieb mit zehn Lokalen.

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Ihnen spricht Schulthess mehr Wachstumspotenzial zu als dem traditionellen Bereich. Sie verlängerten nicht nur die Wertschöpfungskette, sondern auch die Saison. Während die Schiffe hauptsächlich im Sommer zum Einsatz gelangen, können technische Arbeiten und Gastronomie das ganze Jahr angeboten werden.

Asiaten finden‘s langweilig

Der SGV-Direktor ist sich bewusst, auf dem Vierwaldstättersee günstige Voraussetzungen für eine solche Expansionsstrategie vorzufinden. Das touristische Umfeld lockt zahlreiche Gäste in die Region. Die SGV ist denn auch die grösste Gesellschaft in der Schweiz mit 20 Schiffen, jährlich rund 2,2 Millionen Passagieren und, 2013, einem Reingewinn von 2 Millionen Franken. Betreiber auf Seen mit kleinerem Einzugsgebiet haben viel schwierigere Rahmenbedingungen, um kostendeckend operieren zu können.

Audio
«ECO»-Redaktor Silvan Lerch zu Schiffsreisen
aus Wirtschaft vom 19.05.2014.
abspielen. Laufzeit 5 Minuten 7 Sekunden.

Allerdings sind selbst die zahlreichen Ausflugsziele der Zentralschweiz keine Selbstläufer. Der Markt stagniert. Die Zeiten, als die Bevölkerung mehrstündige Schiffsfahrten unternahm, sind auch auf dem Vierwaldstättersee mehrheitlich vorbei. Viele Gäste verlangen kürzere Reisen mit Event-Charakter.

Deshalb baut die SGV-Werft ab Juni ein Kursschiff, dessen Design sich an den florierenden Kreuzfahrtschiffen orientiert. Mit diesem Projekt in der Höhe von 14 Millionen Franken erhofft sich Schulthess, ab 2017 eine neue Klientel anzusprechen – nicht zuletzt die vielen asiatischen Touristen in der Region. Bis anhin hätten sie Schiffsrundfahrten als «langweilig» erachtet.

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