- Für viele Familien in ärmeren Ländern ist das Geld von Verwandten, die im Ausland arbeiten und ihren Lohn nachhause überweisen, die wichtigste Einnahmequelle.
- Diese sogenannten Rücküberweisungen gehen wegen der Corona-Pandemie nun aber deutlich zurück. Das zeigt ein Bericht der Weltbank.
- Das sind schlechte Zukunftsaussichten für die betroffenen Familien – und auch für viele Staaten.
548 Milliarden Dollar haben Migrantinnen und Migranten 2019 in ihre Heimatländer zurückgeschickt. Laut der Weltbank, die diese Zahlen erhoben hat, ist diese Summe grösser als das Geld, das in Form von direkten Investitionen aus dem Ausland in diese Länder geflossen ist – und deutlich mehr als die Gelder für die Entwicklungszusammenarbeit.
Rückgang um 14 Prozent
Diese sogenannten Rücküberweisungen sind also eine wichtige Geldquelle für Länder wie Tonga, Indien, Libanon, Mexiko oder Tadschikistan. Doch die Weltbank kommt zum Schluss, dass diese Rücküberweisungen bis im nächsten Jahr alles in allem um 14 Prozent zurückgehen werden. Dies, weil die Migrantinnen und Migranten wegen Covid weniger verdient oder gar ihren Job verloren haben. Zudem waren die Wechselkurse schlecht und auch die Überweisungen selbst waren wegen der Pandemie oft erschwert oder nicht möglich.
Für viele Familien ist das eine schlechte Nachricht, weil diese Rücküberweisungen oftmals die einzige Einkommensquelle sind.
Die Folgen dieses Rückgangs würden deutlich spürbar sein, sagt Rahel Kunz. Sie forscht an der Universität Lausanne zu Themen wie Entwicklungspolitik und Migration. «Für viele Familien ist das eine schlechte Nachricht, weil diese Rücküberweisungen oftmals die einzige Einkommensquelle sind. Und oft heisst es dann auch, dass sie den Kredit, den sie für die Emigration eines Familienmitglieds aufgenommen hatten, nicht mehr zurückbezahlen können und sich verschulden müssen.»
Auch Staaten von Rücküberweisungen abhängig
Aber nicht nur das Haushaltsgeld unzähliger Familien sei betroffen, auch die Kassen verschiedener Länder – teilweise massiv, weil Rücküberweisungen da die grösste ausländische Geldquelle seien, so Kunz: «Bei Ländern wie Nepal oder Togo machen Rücküberweisungen bis zu 30 Prozent aus. Solche Länder sind natürlich stärker betroffen.» Sie warnt deshalb auch davor, dass Länder nicht so stark von diesen Rücküberweisungen abhängig sein dürften – die aktuelle Krisensituation zeige auf, dass dies keine nachhaltige Lösung sei.
Diese Länder müssten sich deshalb auch auf die beiden anderen, wichtigen Quellen ausländischer Gelder verlassen: die direkten Investitionen und die klassische Entwicklungszusammenarbeit. Letztere komme zwar weniger direkt den einzelnen Familien zugute, dafür würde da langfristig in Infrastruktur investiert, wie Strassen oder Schulen. Und das sei für die Zukunft bedürftiger Länder ebenfalls zentral.