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Swiss-Flugzeug beim Start.
Legende: Fliegen ist so billig wie noch nie – das ist schlecht fürs Klima. Reuters

Weltweiter Passagierrekord «Das Ende der Billigfliegerei ist nicht in Sicht»

Verantwortlich für den Passagierrekord 2017 sind die Billig-Airlines. Sie zwingen auch die etablierten Fluggesellschaften zu günstigen Tarifen.

Letztes Jahr sind mit weltweit 4,1 Milliarden Passagieren so viele Menschen mit einem Zivilflugzeug geflogen, wie noch nie zuvor in einem Jahr. Der wichtigste Faktor dafür sind die tendenziell sinkenden Preise. Fliegen wird immer billiger.

Gerald Aigner

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Der Österreicher ist Luftfahrt-Experte und Journalist. Er arbeitet für das Luftfahrt-Magazin «Austrian Wings».

SRF News: Inwiefern sind die Billig-Airlines für den Boom bei der Fliegerei verantwortlich?

Gerald Aigner: Man kann heute von A nach B fliegen und muss dafür nur einen Bruchteil dessen bezahlen, das man früher musste. Die meisten Menschen müssen sich gar nicht mehr überlegen, ob sie sich eine Flugreise leisten können. Sie fragen sich nur noch wann und mit wem irgendwohin geflogen wird. Zu diesem Trend haben die Billigflieger sehr viel beigetragen. Denn weil das Fliegen gegenüber früher so viel billiger geworden ist, reisen auch viel mehr Menschen durch die Weltgeschichte.

Dem herrschenden Preiskampf können sich auch Qualitäts-Airlines nicht entziehen.

Ist der letztjährige weltweite Rekord an Flugpassagieren der Tatsache geschuldet, dass die Billigflieger ihre Preispolitik immer aggressiver umsetzen?

Nicht nur die Billigflieger konkurrieren untereinander. Auch die etablierten Qualitätsfluggesellschaften müssen bei diesem Preiskampf in irgendeiner Art und Weise mitmachen, wenn sie noch gewisse Marktanteile behalten wollen. Es herrscht also ein allgemeiner Preiskampf, dem sich keine Airline entziehen kann. Deshalb werden für den preisbewussten Fluggast auch diese Carrier wieder attraktiver.

Gemäss den Zahlen der Internationalen Zivilluftfahrt-Organisation (Icao) boomen vor allem in Asien die Billigfluglinien. Wieso gerade dort?

Die Unterschiede in Sachen Arbeitsbedingungen und Entlöhnung in der Flugbranche sind in Asien gegenüber Europa natürlich eklatant. Doch im Vergleich zu den typischen Beschäftigungs- und Lohnniveaus in vielen Regionen Asiens sind selbst diese Bedingungen attraktiv. Entsprechend günstig können die Billig-Airlines operieren.

Die Icao prognostiziert weitere Zuwachsraten im weltweiten Flugverkehr. Gibt es überhaupt keine Grenzen für Billigflieger und Passagierzahlen?

Das Ende der Billigfliegerei liegt tatsächlich noch weit in der Zukunft. Es kann allenfalls durch eine Markt-Übersättigung erreicht werden. Irgendwann ist das untere Ende einer Preisentwicklung erreicht – unendlich billig geht es einfach nicht. Bis dahin werden sich die Billigfliegerei weiter ausdehnen und die Passagierzahlen nach oben entwickeln.

Das Gespräch führte Rino Curti.

Fliegen schadet dem Klima

Der WWF weist darauf hin, dass nur eine Minderheit aller Menschen auf der Welt je ein Flugzeug betreten hat, diese aber enorme Mengen an klimaschädlichen Emissionen verursacht. «Ein einziger Urlaubsflug kann das Klima stärker aufheizen als ein Jahr lang Auto fahren und das Haus mit Erdöl heizen zusammen», schreibt die Umweltorganisation auf ihrer Homepage. Gerade die Schweizer Bevölkerung fliege extrem viel: Eine Schweizerin, ein Schweizer fliege doppelt so oft wie ein Einwohner eines unserer Nachbarländer. Auch macht der Treibhausgas-Ausstoss durch die Fliegerei der Schweizer Bevölkerung mit 18 Prozent am gesamten Treibhausgas-Ausstoss einen vergleichsweise sehr grossen Anteil aus.

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