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Frau am Pult
Legende: Karin Schleifer hat die Nidwaldner Steuergeschichte aufgearbeitet. SRF/Dario Pelosi

Wirtschaftsgeschichte «Die ersten Steuerabkommen wurden bereits 1924 abgeschlossen»

Steuern senken und so reiche Steuerzahler anlocken - neben Zug war auch der Kanton Nidwalden sehr aktiv diesbezüglich. Die Historikern Karin Schleifer hat nun aufgezeigt, dass diese Entwicklung bereits viel früher als angenommen ihren Anfang nahm.

SRF News: Karin Schleifer, war Ihnen von Anfang an bekannt, dass neben Zug und Glarus auch der Kanton Nidwalden schon früh eine Tiefsteuerstrategie verfolgte?

Karin Schleifer: Nein, das war mir nicht bewusst. Ich habe beim Quellenstudium in den fünfziger Jahren angefangen und stiess dabei auf frühere Abkommen. Die ersten dieser speziellen Instrumente waren bereits 1924 abgeschlossen worden.

Was war denn der Auslöser dafür, dass der Kanton Nidwalden ebenfalls die Steuern senken wollte?

Der Auslöser waren die sehr hohen Ansätze bei der Vermögenssteuer, mit denen keine wohlhabenden Personen in den Kanton gelockt werden konnten. Auf Initiative eines Regierungsrates wurde das dann geändert, so dass erste Private und Firmen mit Steuerabkommen angesiedelt wurden.

Wie lief das denn ab? Konnten sich diese Leute melden und ein Angebot machen, wieviel Steuern sie bezahlen möchten?

Ja, beinahe so war das damals. Treuhänder oder Anwälte wurden in Nidwalden vorstellig und unterbreiteten die Steuer-Angebote ihrer vermögenden Klienten. Dann wurde verhandelt, und so kamen zahlreiche Verträge zum Abschluss.

Der Kanton Nidwalden war ja ein armer Kanton damals. Er senkte dennoch die Steuern, um Reiche anzulocken. Wie konnte diese Rechnung aufgehen?

Ein wichtiger Effekt dieser Abkommen war, dass diese Leute im Kanton zwar wenig Steuern bezahlten, bei der Bundessteuer aber voll steuerpflichtig waren. Die Abgaben an den Bund waren also recht hoch, und 40 Prozent dieser Abgaben flossen dann wieder zurück in den Kanton. Und das brachte Nidwalden grosse Einnahmen aus den Bundessteuern.

Das Gespräch führte Dario Pelosi und ist hier in Auszügen wiedergegeben.

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