Es ist eine Entwicklung, welche die Quartierbewohner wenig begeistert: Die alten Läden verschwinden, an der Langstrasse machen sich Fast-Food-Ketten breit und die steigenden Mieten verdrängen das einheimische Gewerbe. Jüngstes Beispiel: Der alteingesessene Schuhladen Peter & Vreni verkleinerte seine Ladenfläche, weil ihm die Miete zu hoch wurde. Stattdessen zog die Migros mit einem Take-Away ein.
Der Unmut im Quartier ist gross
«Es ist langweilig geworden», sagt eine Frau auf der Langstrasse. Es gebe viele unbelebte Ketten und kaum andere Läden. «Es ist eine Fressmeile geworden», sagt ein anderer Quartierbewohner.
An einem öffentlichen Podium trafen sich zum ersten Mal wichtige Exponenten und Anwohner der Langstrasse. Anwesend waren auch der Quartierverein, die Direktorin der Stadtentwicklung und ein Vertreter der Migros.
Es sei ein ähnlicher Mechanismus wie an der Bahnhofstrasse, sagt Thomas Raoseta vom Quartierverein Industrie. Die grossen Ketten könnten dem Preisdruck besser standhalten und verdrängten die einheimischen Läden. «Das Erdgeschoss ist aber wichtig für eine lebendige Stadt», sagt Raoseta. Wenn dort nur noch Grossverteiler seien, werde es eintönig.
Jörg Blunschi, Geschäftsleiter der Migros Zürich, hat nicht das Gefühl, sie hätten jemanden verdrängt. Er räumt aber ein, es habe sehr viel Gastronomie an der Langstrasse: «Dass dies zu einer Eintönigkeit führen kann, kann ich nachvollziehen.» Schliesslich werde die Kundschaft entscheiden, ob die Standortwahl der Migros richtig sei.
Die Stadtplanung könne diese Entwicklung nicht ändern, sagt Anna Schindler, Direktorin der Stadtentwicklung Zürich: «Was in privaten Liegenschaften passiert, können wir nicht steuern.» Von der Quartier-Aussprache erhofft sie sich, dass Unternehmer und Immobilienbesitzer sensibilisiert werden für die Probleme des Quartiers. «Wir können nur zusammen etwas erreichen», so Schindler. Sie glaubt aber daran, dass das Langstrassenquartier auch in 20 Jahren noch lebendig ist.