Der Vogel Gryff gilt im Kleinbasel als höchster Feiertag. Jedes Jahr an einem anderen Tag im Januar tanzen die drei Figuren, Vogel Gryff, Wild Maa und Leu durch das Kleinbasel als Vertreter der drei Ehrengesellschaften Rebhaus, Hären und Greifen. Das nächste Mal am nächsten Montag.
Während die Geschichte dieser Ehrenzeichen bis ins Mittelalter zurückgeht, findet der Bärentag der Gesellschaft zum Bären erst seit 1998 statt. Gegründet wurde die Gesellschaft zum Bären als Reaktion darauf, dass die Gesellschaften des Vogel Gryff bis heute nur aus Männern und Basler Bürgern besteht.
Über die Frauenfrage wird auch 2020 noch diskutiert
«Es ging darum, ein Statement zu setzen, dass wir für alle Bewohner im Kleinbasel da sind», sagt Felix Labhart, Spielchef der Gesellschaft zum Bären. «Auch bei uns ist jeder herzlich willkommen», ergänzt Peter Stalder, Meister der Gesellschaft zum Rebhaus. Gleichzeitig hält er fest, dass die Mitglieder Basler Bürger sein müssen, im Kleinbasel wohnen oder Grundbesitzer im Kleinbasel sein müssen. Alle können eben doch nicht mitmachen beim Vogel Gryff - auch im Jahr 2020 nicht.
Ich bin der Meinung, man muss nicht alle Traditionen ändern.
Als Konkurrenz sehe man sich nicht, betonen beide. «Die Gesellschaft zum Bären hat im Kleinbasel viel getan, zum Beispiel mit dem Basketballclub BC Bären», konstatiert Stalder. «Der Bärentag ist eine Ergänzung zum Vogel Gryff», sagt Felix Labhart. Er ist überzeugt, dass es den Vogel Gryff auch heute noch braucht.
Bei der Frage, ob beim Vogel Gryff auch Frauen mitmachen sollen, hat Peter Stalder eine konservative Einstellung. «Ich bin der Meinung, man muss nicht alle Traditionen ändern.» Bis heute habe keine Frau ein Aufnahmegesuch bei einer Gesellschaft gestellt. Auch Labhard, der Mitglied in beiden Gesellschaften ist, sagt, es brauche nicht unbedingt Veränderungen.
Die Tiere sind nicht kompatibel. Es macht Sinn, dass beide Veranstaltungen eigenständig bleiben.
Veränderungen stehen indes im ganzen Kleinbasel derzeit an. Es wird viel gebaut, sei es beim Rocheturm, beim Messeplatz mit dem Claraturm oder in Zukunft im Klybeck, wo ein neues Quartier entsteht. Hier müsse man aufpassen, dass bisherige Bewohnerinnen und Bewohnern nicht verdrängt werden, sind sich Stalder und Labhart einig. «Die Problematik ist, wie gut solche neuen Quartiere ins Kleibasel integriert werden können. Man sieht dies bei der Erlenmatt, wo ein Zusammenschluss mit dem Matthäus-Quartier nach wie vor fehlt.»
Dass der Bär irgendwann mal gemeinsam mit Vogel Gryff, Wild Maa und Leu durchs Kleinbasel tanzt, glauben Labhart und Stalder nicht. «Die Tiere sind nicht kompatibel. Es macht Sinn, dass beide Veranstaltungen eigenständig bleiben», sagt Felix Labhart.