Zum Inhalt springen

Wochengast Andreas Hurter «Wir befinden uns in einem Kulturwandel»

32 reformierte Kirchgemeinden der Stadt Zürich und der Gemeinde Oberengstringen sind seit 2019 in einer einzigen, grossen Kirchgemeinde zusammengeschlossen. Die Fusion zur grössten Kirchgemeinde Europas mit knapp 80'000 Mitgliedern bedeutete eine grosse Veränderung für die zuvor autonomen Kirchgemeinden aber auch ein Kraftakt punkto Neuorganisation und strukturellen Reformen. Andreas Hurter hat den Reformprozess als Interimspräsident geleitet und übergibt das Amt im April an einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin.

Andreas Hurter

Übergangspräsident Kirchgemeinde Zürich

Personen-Box aufklappen Personen-Box zuklappen

Andreas Hurter ist ehemaliger Präsident des reformierten Stadtverbands und noch bis April 2020 Übergangspräsident der neuen Kirchgemeinde Zürich. Er ist 59 Jahre alt, verheiratet mit der ehemaligen Zürcher Stadträtin Esther Maurer (SP) und wohnt in der Stadt Zürich.

Der diplomierte ETH-Ingenieur hat sich in einem Nachdiplomstudium in Betriebswirtschaft weitergebildet und war in verschiedenen Grossfirmen als Projekt- und Bauleiter tätig, bevor er zur öffentlichen Hand wechselte und unter anderem in der Geschäftsleitung des Tiefbauamts des Kantons Zürich sass. Im Jahr 2011 machte sich Andreas Hurter mit einer eigenen Consulting-Firma (Hurter Consulting) selbstständig.

SRF News: Seit einem Jahr gibt es die fusionierte Kirchgemeinde Zürich, es ist die grösste reformierte Gemeinde Europas. Wie ist Ihr Fazit ganz generell nach diesem ersten Jahr?

Andreas Hurter: Es ist ein Positives. Wenn ich es in Relation zur grossen Reform setze, hatten wir einen erfolgreichen Start. Auch wenn noch nicht alles reibungslos funktioniert, hat sich die Organisation grundsätzlich bewährt und ich möchte mich bei allen Menschen bedanken, die uns dabei tatkräftig unterstützt haben.

Besonders gefreut hat mich zudem, dass wir im November unser erstes Parlament und die Kirchenpflege vollzählig wählen konnten. Das verlief alles reibungslos. Nur für das neue Präsidium braucht es im Februar noch einen zweiten Wahlgang.

Viele positive Aspekte also. Gibt es also auch kein «Gärtchendenken» der früheren Kirchgemeinden mehr?

Nein, das ist nicht völlig weg. Und diese lokale Verwurzelung, wie ich das nennen würde, hat doch auch einen hohen Wert und dieser soll auch entsprechend gepflegt werden. Gleichzeitig ist es schon wichtig, dass man jetzt ganz aktiv auf die direkt benachbarten Kirchenkreise zugeht und zusammen Neues entdeckt. Aber wir sprechen hier von einem Kulturwandel, der seine Zeit braucht.

Sie sind insgesamt also zufrieden. Was sollte Ihrer Meinung nach auf jeden Fall noch besser werden?

Ich sehe noch Handlungsbedarf bei den Abläufen, zum Beispiel wie ein Budgetprozess vor sich geht. Da fehlt uns noch die Routine.

Ich stelle eine Sehnsucht nach einer inhaltlichen Auseinandersetzung fest.
Autor: Andreas Hurter Interimspräsident Kirchgemeinde Zürich

Dann stelle ich praktisch überall eine Sehnsucht nach einer inhaltlichen Auseinandersetzung fest. Es sind Fragen wie: Was genau macht unsere Kirche aus, wohin wollen wir gehen, was spielen unsere christlichen Grundwerte für eine Rolle in dieser Stadt? Diese inhaltliche Diskussion kam in den letzten Jahren wohl etwas zu kurz und es ist gut, dass sie nun wieder mehr Raum erhält.

Und was auf keinen Fall vergessen gehen darf, ist der Kontakt zu unseren Mitgliedern. Hier würde ich mir sogar wünschen, dass dieser noch ausgebaut wird und wir unsere Mitglieder einladen können mitzumachen und unsere Gemeinde mitzugestalten.

Das ganze Gespräch mit Andreas Hurter finden Sie im Audiofile. Das Gespräch führte Pascal Kaiser.

Meistgelesene Artikel