Es war eine Überraschung, als Claudia Nielsen mitten im Wahlkampf ihren Abgang verkündete. Die Wahlplakate waren längst gedruckt und ihrer Partei blieb drei Wochen vor dem Urnengang keine Zeit mehr, eine neue Kandidatin zu nominieren. Die Konsequenz: Die SP verlor bei den Wahlen im März einen ihrer vier Stadtratssitze.
Nun tritt Claudia Nielsen nach acht Jahren in der Zürcher Stadtregierung ab. Im Interview mit dem «Regionaljournal» blickt sie zurück auf ihre Zeit als Gesundheitsvorsteherin.
Radio SRF: Claudia Nielsen, Sie haben ihren Rücktritt im letzten Februar mit einem Bericht der Finanzkontrolle begründet. Im Bericht steht, es sei im Triemli-Spital zu fehlerhaften Honorarverbuchungen gekommen. Können Sie jetzt mehr sagen?
Claudia Nielsen: Was genau in diesem Bericht steht, kann ich nicht bekannt geben. Er ist nicht öffentlich. Nur so viel: Der Direktor der Finanzkontrolle beurteilt die Verfehlungen als erheblich, meine Beurteilung weicht teilweise davon ab. Klar ist aber, dass es gewisse Punkte gibt, die bereinigt werden müssen. Und klar ist auch, dass ich für diese Punkte kritisiert worden und nicht mehr handlungsfähig gewesen wäre. Darum entschloss ich mich, den Sitz im Stadtrat frei zu geben.
War der Bericht der einzige Grund? Sie mussten zuvor über Monate Kritik einstecken bezüglich Spitalstrategie, bezüglich Personalführung...
Ja. Natürlich ist es nicht schön, im Kreuzfeuer der Kritik zu stehen. Vor allem, wenn man zuvor zwei, drei ruhige Jahre erleben durfte. Aber Kritik gehört nun Mal zur Politik, gehört zum Business. Das muss man aushalten.
Sie geben das Gesundheits- und Umweltdepartement in wenigen Tagen ab. Was kommt danach?
Ich gehe zuerst einmal auf eine lange Wanderung. Ich kann mir gut vorstellen, durch die Alpen zu laufen und vielleicht drei Monate später am Mittelmeer anzukommen. Beruflich weiss ich noch nicht, wo es mich hinzieht. Vielleicht habe ich ja eine gute Idee beim Wandern. Vermutlich wird es - wie so oft in meinem Leben - etwas völlig Neues sein.
Das Gespräch führte Pascal Kaiser.