Auf die Frage, wie mächtig Daniel Kipfer als Präsident des Bundesstrafgerichts ist, antwortet der Jurist bescheiden und verweist darauf, dass Richter immer in einem Gremium urteilen. Fakt ist aber, Urteile des Strafgerichts in Bellinzona sind häufig richtungsweisend und haben Präzedenzcharakter.
Sein grösster Fall ist der Prozess gegen Dieter Behring. Im grössten Betrugsfall der Schweiz veruntreute der Financier Behring gut 800 Millionen Franken. Das Strafgericht verurteilte ihn zu fünf Jahren und sechs Monaten Haft. Dazu sagt Kipfer: «Das ist eine grosse Geschichte. Für die öffentliche Wahrnehmung der Justiz ist das ein wichtiger Fall.» Denn die jahrelange Verhandlung habe auch zu viel negativer Presse geführt.
Die korrekte Anwendung des Rechts finde ich eine spannende Herausforderung.
Kipfer betont, dass er während einer laufendenden Verhandlung keine Medienberichte zum Prozess konsumiert. «Das könnte mich von der Spur abbringen. Es ist nicht auszuschliessen, dass man sich beeinflussen lässt.» Kipfer vermutet auch, dass Beschuldigte immer häufiger versuchen, öffentlich Druck aufzubauen. «Ich glaube, dass immer wieder PR-Agenturen beauftragt werden, die öffentliche Stimmung zu beeinflussen.»
Als Richter probiere er die Motive der Beschuldigten zu verstehen. Manchmal habe er auch Mitleid mit den Angeklagten. Kipfer betont, das dürfe sein Urteil nicht beeinflussen, sagt aber auch: «Ich urteile nicht gerne über andere Menschen. Aber die korrekte Anwendung des Rechts finde ich eine spannende Herausforderung.»
(Regionaljournal Basel, 17.30)