Beim Besuch von Bernhard Segesser in seinem Haus im solothurnischen Witterswil läuft der Fernseher. Der Sportmediziner verfolgt den Super-G der Frauen an den Weltmeisterschaften in St. Moritz. Der Fernseher ist auf stumm geschaltet, dafür tönt klassische Musik aus der Stereoanlage.
Begabte Finger fürs Skalpell und die Geige
Sport und Musik. Musik und Sport. Die Leidenschaften des 74-jährigen Chirurgen. Mit einem Lächeln verrät er, dass er ursprünglich einmal Violinist werden wollte. Mit 23 Jahren hat er sich dann aber für das Medizinstudium entschieden. Seine geschickten Finger brachten ihn auch dort weit: Er ist nach wie vor einer der angesehensten Sportchirurgen in der Schweiz.
1981 gründete er, zusammen mit zwei Berufskollegen, die Rennbahnklinik, die erste Sportklinik der Schweiz. Zur Zeit der Gründung steckte die Sportmedizin noch in Kinderschuhen und wurde belächelt. Segesser erinnert sich an die Zeit, an der er an Ärztekongressen über sportmedizinische Themen referierte: «Im Saal sassen dann jeweils drei Personen.»
Der Umgang mit Doping
Spitzensport wird oft auch mit Doping in Verbindung gebracht. So auch der Name Bernhard Segesser. Er hat Werner Günthör, dem Weltmeister im Kugelstossen nach einer Rückenoperation Anabolika verabreicht. Anabolika habe die Genesung beschleunigt, sagt Segesser und: «Werner Günthör war damals mein Patient und kein Sportler.» Er bereue den Entscheid, dies damals getan zu haben, nicht.