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Wochengast «Es geht ganz gut ohne ck/dt im Namen»

Der Basler Historiker Lucas Burkart hat am 200 Jahr Jubiläum von Jacob Burckhardt mitgearbeitet. Für den Historiker ist Burckhardt immer noch aktuell.

Dass er nicht mit Jacob Burckhardt verwandt sei, das sehe man ja den beiden Namen an. Doch er selber lebe ganz gut ohne ck und dt, sagt der Basler Geschichts-Professor Lucas Burkart. Für Jacob Burckhardt sei es zu seiner Zeit jedoch wichtig gewesen, aus einer reichen Familie zu stammen. Eine akademische Laufbahn – ja schon das Studium – sei damals den privilegierten Familien vorbehalten gewesen.

Das faszinierendste an Jacob Burckhardt sei sein neuer Ansatz der Geschichtsbetrachtung gewesen. Der Zeitgeist im 19. Jahrhundert sei geprägt gewesen von ungebrochenem Fortschrittsglauben und einem Geschichtsbild, in dem sich die Menschheit dank der menschlichen Vernunft zum Guten hin entwickelt. Burckhardt habe hingegen in der Geschichte die Brüche und Krisen entdeckt. «Das ist es, was Burckhardt auch für uns aktuell und attraktiv macht», so Burkart.

Wir dürfen nicht mit gegenwärtigen Standards andere Zeiten beurteilen oder verurteilen.
Autor: Lucas Burkart Geschichtsprofessor

Lucas Burkart findet es wichtig, dass offen über Jacob Burckhardts Antisemitismus geredet wird. «Obwohl das bekannt war, wurde es lange unter den Teppich gekehrt.»

Porträt Lucas Burkart
Legende: Für Historiker Lucas Burkart ist Jacob Burckhardts Geschichtsbetrachtung auch heute noch aktuell. SRF Hansruedi Schär

Wichtig sei jedoch, dass dieser Antisemitismus im historischen Kontext gesehen und nicht aus Sicht der historischen Konsequenz – Auschwitz – beurteilt werde: «Wir dürfen nicht mit gegenwärtigen Standards andere Zeiten beurteilen oder verurteilen», warnt Burkart, der Jacob Burckhardt als «konventionellen Antisemiten des 19. Jahrhunderts» bezeichnet.

Mit der VR-Brille in Burckhardts Welt eintauchen

Zum 200. Geburtstag von Jacob Burckhardt sind dieses Jahr in Basel verschiedene Anlässe geplant. Seit dieser Woche steht im Historischen Museum in der Barfüsserkirche eine 3D-Installation , mit welcher der Besucher mit einer Virtual-Reality-Brille eine Reise in Burckhardts Welt machen kann. «Die Quellen zu Jacob Burckhardt sind zu 99,9% Text. Deshalb war es uns wichtig, Burckhardt erlebbar zu machen», sagt Burkart. Jacob Burckhardt habe zudem selber moderne Technik genutzt, vor allem die damals junge Fotografie. Er habe 10'000 Fotografien besessen und Fotos in seinem Unterricht eingesetzt.

Leerer Raum mit Stuhl
Legende: ZVG

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