Es ist ein Debakel mit Ansage: Kampflos muss die SP der Stadt Zürich einen ihrer vier Sitze im Zürcher Stadtrat preisgeben. Nach dem Rückzug von Stadträtin Claudia Nielsen wollte niemand kurzfristig in die Bresche springen. Damit ist der Sitz schon vor der Wahl verloren. Die Co-Präsidentin Gabriela Rothenfluh nimmt Stellung und erklärt, wie es so weit kommen konnte.
SRF News: Wie sehr haben Sie den Schock schon verdaut?
Gabriela Rothenfluh: Heute Morgen hatte ich erstmals das Gefühl, ich sei nicht mehr ganz so erschlagen und müde. Es war sehr anstrengend. Und wir wurden wirklich auf dem falschen Fuss erwischt, waren völlig überrsacht, als Claudia Nielsen am Mittwoch ihren Rücktritt verkündete.
Wie kommt es denn, dass man so überrumpelt wird? Dass man nicht mitbekommt, was in der eigenen Stadträtin vorgeht?
Wir merkten ja schon, dass sie unter Druck ist. Aber es war für uns einfach unvorstellbar, dass sie nicht mehr will. Wir konnten ja auch nicht ahnen, dass da noch ein Geschäft auftaucht - die fragwürdigen Verbuchungen von Zusatzhonoraren am Triemlispital - welches für sie schwierig wird.
Die Probleme am Stadtspital sind ja nicht neu. Hätte man rückblickend nicht früher eingreifen müssen, und Claudia Nielsen einen Rücktritt nahelegen sollen?
Wenn wir vor einem Jahr gewusst hätten, was diese Woche auf uns zukommt, hätten wir wohl anders gehandelt. Aber darüber zu reden, ist müssig. Tatsache ist: Wir hielten Claudia Nielsen nach wie vor für geeignet, dieses Amt weiterzuführen, weil sie unsere Auffassung einer städtischen Gesundheitspolitik sehr gut vertritt. Und es ist auch nicht der Stil der SP, Leute im Gegenwind fallen zu lassen.
Blicken wir auf den 4. März: Spannend wird hier wohl vor allem die Frage, wer das Rennen um den neunten Sitz macht. Was, wenn es hier keinem Kandidaten, keiner Kandidatin im ersten Wahlgang reicht? Stellt die SP dann für den zweiten doch noch jemand Neues auf?
Das ist eine Option, mehr gibt es dazu im Moment nicht zu sagen. Wir rechnen eigentlich nicht mit einem zweiten Wahlgang und konzentrieren uns jetzt voll auf den 4. März.
Das Gespräch führte Vera Deragisch.